Mit 18 Jahren ist der Afghanistankrieg der längste Krieg, an dem die Vereinigten Staaten in ihrer gesamten Geschichte beteiligt waren. Nun wurde mit den radikal-islamischen Taliban ein Frieden ausgehandelt und der Truppenabzug eingeleitet.
Seit über 40 Jahren Krieg
Afghanistan befindet sich seit 1979 im Bürgerkrieg. Damals ist die Sowjetunion einmarschiert, um die kommunistische Regierung zu unterstützen. Diese wurde von den radikal-islamischen Mudschahedin bekämpft. Finanziell und logistisch wurden die radikalen Moslems von den Vereinigten Staaten unterstützt.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989 und dem damit einhergehenden Abzug der Sowjets konnte sich die kommunistische Regierung noch drei Jahre halten. Danach gründete sich im Süden des Landes die ebenfalls radikal-islamische Taliban. Deren Kämpfer wurden maßgeblich vom benachbarten islamischen Land Pakistan ausgebildet und finanziert. Im Krieg konnten sie fast ganz Afghanistan an sich reißen.
Das Land wurde zum Hort des islamischen Terrorismus; hier florierte die Terrororganisation Al-Qaida. Als Reaktion gegen die islamischen Terroranschläge des 11. Septembers 2001 riefen die Vereinigten Staaten den NATO-Bündnisfall aus und marschierten mit ihren Verbündeten, auch Deutschland, in Afghanistan ein.
Trump versprach, was Obama nicht schaffte
Bis 2014 dauerte ihr Krieg gegen die Taliban im Rahmen des „ISAF“-Einsatzes. Allein auf Seite der Vereinigten Staaten fielen in den folgenden 13 Jahren über 2.000 Soldaten. Auf deutscher Seite starben 57 Soldaten. Die Erfolge des Krieges waren mäßig. Zwar konnte durch die Besatzungstruppen die demokratisch gewählte Regierung an der Macht gehalten werden, doch 2014 kontrollierten die Taliban fast die Hälfte des Landes.
Die Vereinigten Staaten wurden über die Jahre kriegsmüde. Durch die Kriege in Afghanistan, dem Irak und in Libyen konnte den Bürgern die Anzahl der Toten und ausgegebener Geldsummen nicht mehr vermittelt werden. 2014 endete ISAF ohne einen Friedensvertrag.
Die Nachfolgemission „Resolute Support“ beschränkte sich im andauernden Afghanistankrieg auf die Ausbildung der afghanischen Kräfte. Doch auch hier starben Soldaten des Westens, während die Taliban immer mehr Gebiet zurückeroberten. Was der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, nicht schaffte, versprach Donald Trump in seinem Wahlkampf: ein Ende des Krieges.
Großer Schritt Richtung Frieden
Nun hat er den ersten großen Schritt zum Einlösen seines Wahlversprechens gemacht. Die Vereinigten Staaten und die Taliban schlossen einen Friedensvertrag. Wie die Bild berichtete, mussten die Taliban beweisen, dass sie ihre Truppen im Griff haben. Dafür sollte sieben Tage lang keine Gewalt von ihnen ausgehen. Es wurden die ruhigsten sieben Tage seit langem.
Heute, Samstag, unterzeichneten die Vereinigten Staaten und die Taliban in Doha, der Hauptstadt Katars, den Vertrag. Er beinhaltet einen vollständigen Abzug aller NATO-Truppen. Im Gegenzug versichern die Taliban, Friedensverhandlungen mit der demokratisch gewählten Regierung aufzunehmen und keinen Terrorismus in ihren Reihen zu dulden.
Im ersten Schritt werden die Vereinigten Staaten in den nächsten vier Monaten ihre Truppenanzahl von derzeit rund 13.000 Soldaten auf etwa 9.000 reduzieren. Danach wird geprüft, ob die Gewalt zunimmt oder ob sich die Taliban im Griff haben. Halten die Islamisten ihr Wort, werden laut Vertrag innerhalb von 14 Monaten alle Truppen der NATO aus dem Land abgezogen.
Zukunft des Landes ungewiss
Für die Regierung in Kabul könnte der Abzug das Todesurteil sein. Der Friedensvertrag bedeutet keinesfalls ein Ende des Kriegs, ein Vertrag zwischen Regierung und Taliban ist noch ausständig. Es droht ein ähnlicher Siegeszug der Taliban wie in den 1990er Jahren.
Es ist schwer vorstellbar, dass die NATO nach einem Abzug aller Truppen wieder einmarschiert, wenn die Taliban dann einen Sturm auf die Regierung starten. Doch sicher ist, dass eine maßgebliche Radikalisierung der Bevölkerung durch den Krieg und die Präsenz der Truppen des Westens stattgefunden hat. Es herrschte kein Verständnis für die inzwischen 18 Jahre andauernde Besatzungszeit. Der Abzug des Westens würde zumindest das Konfliktpotenzial verringern.