Der türkische Präsident Erdoğan scheut keine Kriege: Nach dem Einmarsch in Nord-Syrien greift er nun auch in Libyen militärisch ein.

26. Feber 2020 / 18:06 Uhr

Erdoğan droht, mit der radikal-moslemischen Regierung das ganze Land zu erobern

In Libyen tobt seit 2014 ein zweiter Bürgerkrieg. Das Land ist in zwei Teile gespalten. Die offizielle Regierung, die eine große Nähe zum radikalen Islamismus aufweist, wird von der Türkei unterstützt. Sie kontrolliert nur einen Bruchteil des Landes. Nun kündigte Präsident Recep Tayyip Erdoğan an, militärisch das ganze Land erobern zu wollen.

Nicht endender Bürgerkrieg

In Libyen herrscht Chaos. 2011 stürzte das Land in einen Bürgerkrieg, in dem größtenteils radikal-moslemische Milizen den etablierten Machthaber Muammar al-Gaddafi stürzen wollten. Der Westen unterstützte die Aufständischen. Marine und Luftwaffe der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Frankreichs sicherten den militärischen Erfolg gegen Gaddafi. Das Ergebnis war ein zerrissenes Land. 2014 brach ein neuer Bürgerkrieg aus, der bis heute andauert. Die offizielle Regierung in Tripolis kontrolliert heute nur einen Bruchteil, unter anderem die Region um die Hauptstadt. Die Gegenregierung um den Militär Chalifa Haftar regiert von der Stadt Tobruk im Osten des Landes aus de facto fast ganz Libyen.

Regierung hat keinen Rückhalt im Volk

Die internationale Gemeinschaft hält sich inzwischen sehr bedeckt mit der Unterstützung einer der Seiten. Die Vereinten Nationen haben Fayiz as-Sarradsch, den Ministerpräsidenten der offiziellen Regierung, 2016 ohne jegliche demokratische Legitimation eingesetzt. Doch die Regierung weist eine große Nähe zum radikalen Islamismus auf. In den von der Regierung kontrollierten Gebieten haben schwer bewaffnete radikal-moslemische Milizen weitgehend freie Hand. Inzwischen wird die Regierung nur noch von der Türkei und Katar unterstützt. Die Gegenregierung unter Haftar, die eine große Unterstützung in der Bevölkerung erfährt, wird von Russland und dem benachbarten Ägypten unterstützt.

Türkei bereit zur Militäroffensive

Erdoğan hat nun in Ankara in einer Rede letzten Mittwoch vor seiner Partei AKP eine große Militäroffensive in Aussicht gestellt. Wie die New York Times berichtete, wolle er die Regierung in Tripolis um jeden Preis unterstützen. Wenn es auf internationalen diplomatischen Wegen nicht möglich sei, könne die Regierung auf die Unterstützung der Türkei hoffen, das gesamte Land militärisch zurückzuerobern. Die politischen Hürden dafür hat Erdoğan bereits beseitigt. Im Dezember hat das Parlament der Stationierung von türkischen Truppen in Libyen zugestimmt. Seitdem sind hunderte türkische Soldaten dort stationiert.

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