Am 16. Dezember 2012 führte die brutale Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin in Neu-Delhi, die wenige Tage später an den Folgen starb, erstmals landesweit und international zu Protesten.

18. Dezember 2019 / 15:15 Uhr

Ständige Übergriffe auf Mädchen und Frauen erschüttern das Land

Indien steckt in einer veritablen Vergewaltigungs-Krise. Die Gruppenvergewaltigung und Ermordung einer 27- jährigen Tierärztin in Hyderabad löste Massenproteste im ganzen Land aus. Bei diesem Verbrechen bleibt es jedoch nicht.

„India, stop raping us“ steht auf den Plakaten einiger der tausend Frauen, die in Neu-Delhi, der Hauptstadt Indiens, demonstrieren. Fakt ist: Jeden Tag kann ihnen überall sexuelle Gewalt begegnen. Polizei und Justiz sind oft unfähig, geeigneten Schutz zu gewährleisten. Es gibt keine festen Regelungen, wie mit Tätern umzugehen ist. Lynchjustiz ist oft die Folge. Wie zuletzt bei dem Fall der Tierärztin, die von vier Männern vergewaltigt, anschließend mit Benzin übergossen und verbrannt worden war: Die Täter wurden ohne Gerichtsverfahren von der Polizei erschossen.

92 Vergewaltigungen pro Tag

Laut indischem Innenministerium werden pro Tag 92 Frauen vergewaltigt. Diese Zahl spiegelt aber keineswegs die Dunkelziffer wider. Laut Frauen- und Hilfsorganisationen geschehen die meisten Vergewaltigungen im Familien- beziehungsweise Freundeskreis. Aus diesem Grund werden sie häufig nicht angezeigt. Besonders der Bundesstaat Rajasthan ist betroffen. Hier geschehen die meisten Frauenmorde. Erst im letzten Monat wurde hier ein sechsjähriges (!) Mädchen brutal vergewaltigt und erdrosselt. Politiker wie Java Bachchan fordern die Tötung der Täter beziehungsweise Kastrationsstrafen. Einheitlichkeit in der Strafverfolgung besteht nicht.

„Angriff hat Schande über das ganze Land gebracht“

Gesetzgebende Organe werden oft erst tätig, wenn Fälle publik werden. Der indische Verteidigungsminister Rajnath Singh ist sicher: „Der Angriff hat Schande über das ganze Land gebracht“. Seit der aufsehenerregenden Gruppenvergewaltigung einer 23- Jährigen Studentin im Jahr 2012 ist es auch international bekannt, dass Indien in einer tiefen Vergewaltigungs-Krise steckt. Viel ist seither noch nicht geschehen. Vereinzelte Regelungen, die Voyeurismus, “Stalking” und Frauenhandel betreffen, wurden gesetzt. Dennoch wird nicht genug getan, um die steigende Zahl an Verbrechen gegen Frauen zu mindern.

Sex immer noch ein Tabu

Aktivisten plädieren seit Jahren, dass Aufklärung der erste Schritt sei, Gewalt an Frauen zu bekämpfen. Die Regierung müsse erst einmal herausfinden, warum Menschen vergewaltigen, bevor gegen sie vorgegangen werden könne. Anhand dessen wären Vergewaltigungsopfer von ihrem Stigma befreit. Der Fokus würde von den Opfern auf die Täter gelegt werden. In Indien gibt es keine Sexualerziehung. Sex ist immer noch ein Tabu. Es ist also ein Irrglaube, Vergewaltigungsbereitschaft als Folge mangelnder Bildung anzusehen. Vielmehr ist sie Resultat einer unterdrückten Sexualität. Fest steht: Es muss sich dringend etwas ändern, damit Indiens Frauen nicht jeden Tag um ihr Leben fürchten müssen.

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