Bosnien gilt als der Brückenkopf der Türkei in Europa. Seit Jahren wächst die Anzahl türkischer Staatsbürger auf dem Balkan, insbesondere in Bosnien, stark an. Allein in Sarajewo sollen aktuell mehr als 10.000 Türken wohnen. Darunter finden sich neben Oppositionellen, die mit dem aktuellen politischen System in Ankara nichts mehr am Hut haben, auch fanatische Anhänger des türkischen Staatspräsidenten Recep Erdogan. Und dessen starker Arm hat großen Einfluss auf Politik und Behörden in Bosnien.
Zuletzt musste dies Fatih Keskin, Direktor der Richmond-Park-Schule, in der als Transitort für illegale Migranten bekannten Stadt Bihac am eigenen Leibe erfahren. Keskin wurde am 3. Dezember überraschend von der Lokalpolizei verhaftet und nach Sarajewo in die Lukaviaca-Strafanstalt gebracht.
Anhänger der Gülen-Bewegung als Terroristen verfolgt
Als Anhänger der Gülen-Bewegung, die in der Türkei als Terrororganisation verfolgt wird, steht Keskin auf der Verfolgungsliste von Erdogans Justiz- und Polizeibehörden. Die bosnischen Behörden haben Keskin mit dem Vorwurf einer Gefährdung der Sicherheit in seinem Gastland verhaftet. Auch die Aufenthaltsgenehmigung für Bihac wurde ihm bereits entzogen. Hinter all dem stehen Türkei-freundliche Behördenvertreter.
Bakir Izetbegović ist eigentlicher Statthalter Erdogans
Dass die bosnischen Behörden nach der Pfeife Erdogans tanzen, hat ihren Grund in den engen Verbindungen der Regierungspartei, der muslimischen “Partei der demokratischen Aktion” (SDA), mit Erdogans AKP. Drahtzieher des Einflusses der Türkei und eigentliche Statthalter Erdogans ist Bakir Izetbegović. Er ist Präsident der SDA und Sohn des ehemaligen bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović. Er saß 2010 bis 2018 im Staatspräsidium von Bosnien-Herzegowina als muslimischer Vertreter. In den muslimischen Gebieten des Landes hat er großen Einfluss.