Seit Jahren wird das therapeutische Spiel „Original Play“ in Kindereinrichtungen in vielen deutschen Städten, von Wien bis Berlin, angeboten. Bei dem vom US-Amerikaner O. Fred Donaldson entwickelten Spiel geht es um sehr körperbetonte Rangeleien zwischen Kindern und zumeist Erwachsenen, die als “Spieltrainer” von den Eltern beziehungsweise dem Steuerzahler auch noch bezahlt werden müssen. Die Trainer rollen sich mit den Kindern auf Matten, liegen auf ihnen, verdrehen sich mit ihnen, oder nehmen sie fest in die Arme.
“Sich in bedingungsloser Liebe Kindern zuwenden”
In der Rbb-Abendschau berichteten am Donnerstag Abend Eltern im Zusammenhang mit dem Spiel von sexueller Gewalt gegenüber ihren Kindern. Eine Mutter erzählte, „ein Mann“ habe ihrer Tochter im Kindergarten während des Spiels den „Penis in den Po“ gesteckt. Dass dies durchaus beabsichtigt ist, kann man aus den Beschreibungen für “Workshops” in der Bundesrepublik Deutschland entnehmen. Das Training ermutige demnach Erwachsene, sich in „Arglosigkeit, bedingungsloser Liebe und aufrichtiger Klarheit den Kindern zuzuwenden“.
So freimütig ist der Spiel-Erfinder dann doch nicht. Für ihn verbessere das Spiel die Beziehungen „zwischen Individuen und Gruppen“, indem es das frühkindliche Rangeln und den Spieltrieb freilebender Tiere nachahmt.
Österreichischer Verein als Drehscheibe
Über einen in Österreich registrierten Verein können sich sogenannte „Lehrlinge“ zertifizieren lassen, die dann als Trainer zur Verfügung stehen. Der „Erfinder“ selbst hält auch Seminare dazu ab. Wer „Original Play“ im Kindergarten „spielen“ will, könne sich laut ARD für eine Gebühr von 250 Euro für einen “Workshop” bei dem Verein melden.
Im ARD-Politik-Magazin „Kontraste“ und der ORF-Nachrichtensendung ZIB 2 warnten nun Experten vor dem laschen Umgang der Behörden mit dem Spiel. Selbst die linke Berliner Bildungsverwaltung steht dem Spiel distanziert gegenüber. Laut einer Stellungnahme werde „Original Play“ insbesondere bei „jüngeren Kindern als kritisch gesehen“, da es „zu Grenzüberschreitungen kommen könnte“.
Missbrauchs-Risiko
Eine Trauma-Expertin sagte den Sendern, das Spiel sei „eine Einladung zur Übergriffigkeit an Kindern“. Der Österreichische Kinderschutzbund warnte vor einem Missbrauchs-Risiko, der Direktor der medizinischen Universität Salzburg, Karl-Heinz Brisch, forderte die Auflösung des Vereins, und der Wiener Jugend- und Bildungssprecher Stadtrat Maximilian Krauss (FPÖ) nimmt die rot-grüne Wiener Stadtregierung in die Pflicht:
Die Wiener Kindereinrichtungen müssen von offizieller Seite vor diesem Verein gewarnt werden und dazu aufgefordert werden, keinerlei Zusammenarbeit mit dieser Organisation zu suchen. Etwaigen geförderten Kindereinrichtungen sollte mit der Streichung von Förderungen gedroht werden, wenn sie mit „Original Play“ weiterhin zusammenarbeiten.