Jetzt erfasst der internationale Streit mit dem asiatischen Handelsriesen China auch den Weltpostverein. Vor 144 Jahren wurde der Weltpostvertrag als völkerrechtlicher Vertrag mit weitreichenden Wirkungen für die Weltwirtschaft geschlossen. Dieser Völkerrechtsvertrag hat laut Österreichischem Handelsverband fundamentale Auswirkungen auf den Wettbewerb im Handel. China profitiert als Schwellenland von günstigeren Konditionen:
Kaum jemand kennt den Weltpostvertrag. Dabei enthält dieser vor 144 Jahren abgeschlossene völkerrechtliche Vertrag die grundlegenden Bestimmungen über den globalen Briefpostdienst. So ermöglicht die Vereinbarung etwa chinesischen Onlinehändlern, ihre Pakete zu stark reduzierten Versandpreisen in die EU oder die USA zu schicken und dortige Wettbewerber preislich zu unterbieten.
Der hierfür relevante Index wird zwar regelmäßig angepasst – doch auch nach der letzten Anpassung im Jahr 2018 wird China gegenüber dem Westen bevorzugt. Die Erklärung: Sogenannte “Entwicklungs- und Schwellenländer” sind im Weltpostvertrag aufgrund einer Anpassung aus dem Jahr 1969 deutlich bessergestellt als die Industriestaaten. Zu ersteren zählt auch das Reich der Mitte, weshalb heute ganz Europa von der Paketlawine aus Fernost überrollt wird.
Handelsverband: 7,5 Millionen chinesische Pakete kamen 2018 nach Österreich
In den letzten Jahren haben sich laut Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will vor allem eCommerce-Plattformen mit einem Massen-Paketversandgeschäft auf dem österreichischen Markt breit gemacht:
2018 gelangten über eCommerce-Plattformen wie AliExpress oder Wish mehr als 7,5 Millionen Pakete nach Österreich, die jährliche Wachstumsrate liegt bei 30 Prozent. Damit wirkt der Weltpostvertrag nicht nur wettbewerbsverzerrend, sondern auch klimaschädlich. Allein die Zahl der weltweiten Retouren pro Jahr ist im eCommerce mittlerweile so groß, dass alle Pakete drei Mal die Erde umrunden könnten.
Donald Trump für faire Wettbewerbsbedingungen im Versandhandel
Österreich und andere EU-Staaten erhalten im Streit über faire Wettbewerbsbedingungen im Versandhandel mit dem US-Präsidenten Donald Trump einen mächtigen Mitstreiter. Derzeit findet in Genf, dem Amtssitz des Weltpostvereins, ein außerordentlicher Kongress zu den Streitpunkten über faire Handelsbedingungen für alle. Handelsverband-Geschäftsführer Will hofft auf eine positive Lösung im Sinne des Wirtschaftsstandorts Österreich:
FairCommerce heißt auch faire Versandtarife für Pakete. Kein Mensch versteht, warum chinesische Webshops für den Auslandsversand von Kleinpaketen um 50 bis 60 Prozent weniger bezahlen müssen als heimische Händler. Der asiatische eCommerce-Riese Alibaba hat im Geschäftsjahr 2019 einen Gewinn von 80 Milliarden Yuan erwirtschaftet. Da braucht es wahrlich keine zusätzlichen Subventionen durch niedrigere Posttarife.