Es war nur eine kleine Notiz in den österreichischen Medien. In Deutschland füllten die Meldungen aber Seiten aller namhaften Zeitungen: Wenige Tage vor dem 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs (1. September 1939) sind in Polen erneut Forderungen nach deutschen Reparationszahlungen laut geworden, und Polens Ministerpräsident hat die Forderung seiner Regierung nach deutschen Reparationszahlungen bekräftigt: „Polen hat von Deutschland bis heute keine angemessene Kompensation für die Greueltaten des Zweiten Weltkriegs bekommen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir haben sechs Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg verloren – weit mehr als andere Staaten, die umfangreiche Reparationszahlungen erhalten haben. Das ist nicht fair. Dabei kann es nicht bleiben.“ Es geht bei den Forderungen um rund 850 Milliarden US-Dollar (766 Milliarden Euro).
“Vae victis”: Besiegte müssen seit jeher zahlen
Österreich, als ein damaliger Teil des Deutschen Reiches, darf diese Forderung Polens nicht gleichgültig sein, denn es waren auch österreichisch-stämmige Soldaten beim Einmarsch der Wehrmacht in Polen beteiligt, und Österreich kann sich nicht von jeder Schuld freisprechen. Dennoch muss hier Klartext gesprochen werden. Nach jedem Krieg in der langen Geschichte der Menschheit wurden über die Besiegten Urteile in Form von Friedensbedingungen gesprochen (“vae vicits” – Wehe den Besiegten, wie die Römer sagten). Im Falle des Deutschen Reiches waren diese Friedensbedingungen umfassend und können durchaus mit den Forderungen der Polnischen Regierung gegengerechnet werden.
Immense Gebietsverluste Deutschlands zugunsten Polens nach 1945
Deutschland verlor an Polen 114.267 Quadratkilometer Land östlich der Oder-Neisse-Linie, aus dem die ehemalige deutsche Bevölkerung weitgehend ausgesiedelt (=ersatzlos enteignet und vertrieben) wurde. Berechnet man allein diesen Verlust an Landfläche mit den heutigen durchschnittlichen Immobilienpreisen, kostet ein Quadratmeter Boden heute rund 500 Euro, so ergibt dies mehr als 50 Billionen (5.000 Milliarden) Euro, also weit mehr als die Forderungen von Polen an Deutschland. Würde man – rein versicherungsmathematisch – die Verluste an Leben berücksichtigen, so ergibt ein Menschenverlust von sechs Millionen einen Wert von rund zehn Billionen Euro. Damit steht immer noch ein sattes Plus zu Gunsten (oder besser zu Lasten) Deutschlands.
Es wäre jedenfalls hoch an der Zeit, wenn man die Greueltaten auf beiden Seiten in den vergangenen Kriegen zwar als Mahnung an künftige Generationen wach hält, jedoch sollte man nach 80 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufhören, noch immer von nicht beglichenen Reparationen zu sprechen.