Wenn nicht noch Unvorhergesehenes passiert, dann war die WM in Südafrika doch sicher. Fans wurden, soweit berichtet, nicht beraubt, vergewaltigt, ermordet. Das Land und sein Polizeiapparat haben ganze Arbeit geleistet, um die sonst angsterregende Kriminalität im Land wenigstens für die Dauer der Fußballspiele einzudämmen.
Doch wie lange ist dieser Zustand erzwungener Sicherheit aufrecht zu erhalten? Südafrika hat 40.000 zusätzliche Polizisten vor der WM eingestellt und 1,2 Milliarden Euro investiert. Ein langfristiger Effekt darf jedoch bezweifelt werden. Hauptproblem ist der Rassismus in diesem multiethnischen Land. Nicht nur zwischen Schwarzen und Weißen, sondern auch unter den verschiedenen afrikanischen Völkern herrscht teils offene Feindschaft. In den Townships werden bereits Angriffe angekündigt. "Wenn die WM-Fans gehen, müsst ihr auch weg", lautet die Parole gegen Ausländer, die in einer Stärke von rund sechs Millionen beschuldigt werden, den Einheimischen die Arbeitsplätze wegzunehmen. Die Legende vom Friedensparadies Südafrika wird wohl pünktlich am 12. Juli Vergangenheit sein.
Eine Studie des deutschen Instituts für Staatspolitik zeichnete unmittelbar vor Beginn der WM ein düsteres Bild der Entwicklung Südafrikas seit dem Ende der Apartheid-Politik 1994. Sie zeigt, dass Südafrika in allen Bereichen (v.a. Bildung, innere und äußere Sicherheit, medizinische Versorgung) hinter den Standard von 1990 zurückgefallen ist – in einem Maß, das die Stabilität und den Bestand der Nation gefährdet. Diskriminiert werden jetzt die Weißen.
Ein Vertreter der Mischlinge brachte es auf den Punkt: Wo er früher nicht weiß genug war, sei er jetzt nicht schwarz genug.