Das AKH war für eine Milliarde Schilling geplant, kostete am Ende aber statte 45 Milliarden.

16. Oktober 2011 / 10:32 Uhr

Der AKH-Skandal: 37 Jahre und 45 Milliarden

Als Bruno Kreisky am 6. Mai 1979 zum dritten Mal mit absoluter Mehrheit zum SPÖ-Bundeskanzler gewählt worden war, brauten sich schon dunkle Gewitterwolken über seiner Partei zusammen. Als man 1970 an die Regierung gekommen war, hatte man von den Vorgängern das Megaprojekt Neubau des Allgemeinen Krankenhauses Wien(AKH) geerbt. Im Jahre 1955 war der Bau mit zehn Jahren und einem Gesamtkostenvolumen von einer Milliarde Schilling veranschlagt worden. Schlussendlich sollte der AKH-Neubau insgesamt 37 Jahre dauern und nicht weniger als 45 Milliarden Schilling kosten.

Misswirtschaft und Korruption im SPÖ Umfeld

Ab 1970 waren mit der roten Wiener Stadtverwaltung sowie den SPÖ-geführten Bundesministerien für Wissenschaft und Forschung (Firnberg) sowie Gesundheit (Leodolter) die organisatorische, finanzielle und personelle Hoheit ausschließlich in einer Partei konzentriert. Und dies führte dazu, dass sich dort ein Eigenleben in Sachen Misswirtschaft und Korruption etablierte. Rund um den AKH-Neubau hatte sich ein Netzwerk von Firmen, Beratern und Lieferanten geschart, die kräftig an den Budgetmitteln mitpartizipieren wollten und dabei mit sehr viel Engagement und Phantasie vorgingen.

SPÖ-Mitglied Adolf Winter ist Schlüsselfigur

Schlüsselfigur war das SPÖ-Mitglied Ing. Adolf Winter. Ursprünglich Gruppenleiter in der Wiener MA 17, stieg er 1975 zum Geschäftsführer der neue errichteten Allgemeinen Krankenhaus Planungs- und Errichtungsgesellschaft (AKPE) auf. Von dieser Position aus gründete er Briefkastenfirmen und eröffnete Schmiergeldkonten in Lichtenstein, auf die Lieferanten und Auftragsnehmer veranlasst wurden, entsprechende Zahlungen zu tätigen. Bis 1979 wurden auf die Schwarzgeldkonten Winters insgesamt 40 Millionen Schilling überwiesen, die dieser dann wiederum in einem Art Finanzkarussell an Konten in Österreich, der Schweiz und Deutschland weiterleitete. Winter schloss darüber hinaus lukrative Verträge mit den Firmen ÖKODATA und Odelga, deren Steuerberatung durch die Wirtschaftstreuhänderkanzlei des amtierenden SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch vorgenommen wurde. Die Geschäftsführer der ÖKODATA und Odelga, Armin Rumpold und Siegfried Wilfling, waren gemeinsam mit Adolf Winter und vielen SPÖ-Größen Mitglieder des Club 45 von Udo Proksch.

Bruch Kreiskys mit Kronprinz Androsch wegen AKH

Als die uferlosen Kostenüberschreitungen und die zahlreichen Schmiergeldzahlungen durch Medienenthüllungen an die Öffentlichkeit kamen, war der innenpolitische Skandal perfekt. Ein Rechnungshofbericht und ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss unter der Leitung des damaligen FPÖ-Obmanns Norbert Steger brachte weitere pikante Details aus dem Wirtschaftsleben rund um die SPÖ auf Bundes- und Wiener Gemeindeebene ans Tageslicht. Kreisky zog daraufhin als Bundeskanzler und Parteiobmann die Konsequenzen und entließ seinen vormaligen Kronprinzen Hannes Androsch aus der Position des Vizekanzlers und Finanzministers. In der Zwischenzeit hatte der Untersuchungsausschuss einen Schaden von mehr als 500 Millionen Schilling durch Fehlplanungen, Misswirtschaft und Korruption ans Tageslicht befördert. Beim Prozess im Jahr 1981 saßen schließlich 12 Manager auf der Anklagebank; die Haftstrafen reichten von zweieinhalb bis neun Jahren. Die politisch Verantwortlichen in der SPÖ kamen aber wieder einmal ungeschoren davon. Androsch wurde sogar mit der Position des Generaldirektors der Creditanstalt belohnt und ist heute schwerreicher Industrieller mit Hang zum politischen Ruhestands-Aktionismus.

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