Kärnten hatte einmal eine blühende Zellstoffindustrie. Das größte Werk stand in Villach St.Magdalen und gehörte zur Zellstoff Pöls AG. In den achtziger Jahren des allerdings häuften sich die Probleme. Die bei der Herstellung von Zellstoff für die Papierindustrie notwendigen Gewinnungs- und Produktionsverfahren waren zu dieser Zeit chemisch aufwändig und für die umliegende Umgebung mit starken Umweltbelastungen verbunden. Umweltauflagen und internationale Konkurrenz bedrohten viele österreichische Standorte. Einer dieser Krisenstandorte war Villach St.Magdalen.
Sanierungsmanagement für Krisenstandort
Mitte der achtziger Jahre erhielt das Werk einen Sanierungsmanager: Wilhelm Papst. Der wollte mit allen Mitteln den Standort in Villach retten. Um dieses Ziel zu erreichen, wandte sich der Sozialdemokrat Papst an seine Parteifreunde in der Kärntner SPÖ und bat um entsprechende Unterstützung. In diesem Zeitraum regierte noch der mächtige langjährige SPÖ-Landeshauptmann Leopold Wagner das südlichste österreichische Bundesland. Die SPÖ-dominierte Landesregierung ebnete die Schienen zu den Fördertöpfen und Subventionen. Es ging schließlich um Arbeitsplätze in der traditionell roten Stadt Villach und damit um die wirtschaftspolitische Reputation der Landes.SPÖ.
SPÖ-Landesrat Frühbauer sorgte für Mittel aus dem Wasserwirtschaftsfonds
Zuständig für die das Zellstoffwerk Pöls betreffenden Agenden war damals Landesrat Erwin Frühbauer. Er war nach LH Wagner der mächtigste Politiker in Kärnten. Geboren im Jahre 1926 im steirischen Knittelfeld, machte Frühbauer aber in Kärnten politisch Karriere. Als Werkmeister bei den ÖBB kam er nach Villach. Er wurde bereits 1955 Obmann des mächtigen Personalausschusses der Bundesbahndirektion Villach und 1959 Vizepräsident der Arbeiterkammer Kärnten. Im Jahre 1965 erfolgte der Einzug in den Nationalrat, 1970 die Bestellung zum Verkehrsminister in der Regierung Bruno Kreisky. Diese Funktion übte Frühbauer bis 1973 aus, um dann in seinem Bundesland Kärnten Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter zu werden. Dies blieb er bis 1988.
Sanierung scheiterte spektakulär
Um den Standort Villach St. Magdalen zu erhalten, zapfte Frühbauer zu Gunsten seines Parteifreundes Wilhelm Papst auch den Wasserwirtschaftsfonds an. Diese großzügige Unterstützung endete in einem Desaster. Im Jahre 1989 musste das Werk sogar endgültig geschlossen werden. Das Projekt scheiterte, und am Ende standen ein wirtschaftliches Fiasko, eine strafrechtliche Causa und ein politischer Skandal. Das Land Kärnten verlor 1,2 Milliarden Schilling (90 Millionen Euro). Dem Sanierer Papst warfen die Strafbehörden die Täuschung des Landes Kärnten, der Organe des Wasserwirtschaftsfonds und der Stadtgemeinde Villach vor. Frühbauer und die Landes-SPÖ mussten sich den Vorwurf des zu oberflächlichen Controllings und der zu großzügigen Gewährung von Förderungen gefallen lassen. Frühbauer musste von allen politischen Ämtern zurücktreten.
Zwei Untersuchungsausschüsse
In der Folge kam es zu einem jahrelangen Strafverfahren gegen Papst und Co. Während Frühbauer von der strafrechtlichen Seite her freigesprochen wurde, wurde Wilhelm Papst verurteilt, dazwischen lagen Untersuchungshaft, Flucht nach Südamerika im Jahre 1991 und Verhaftung in Brasilien 1994. Nach der Auslieferung nach Österreich wurde Papst verurteilt und saß seine Strafe bis 1997 ab. Insgesamt beschäftigten sich zwei Untersuchungsausschüsse 1987 bis 1989 und 1989 bis 1993 mit der Causa Villach t.Magdalen. Darin wurde die politische Verantwortung von Frühbauer und Co. festgestellt. Die SPÖ Kärnten verlor bei der Landtagswahl 1989 ihre Vormachtstellung. Der damalige Bundesparteiobmann der FPÖ Jörg Haider wurde zum ersten Mal Landeshauptmann des südlichsten Bundeslandes.
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