Der vom Bundesministerium für Frauen herausgegebene Gehaltsrechner, der für mehr Gleichheit und Gerechtigkeit für Frauen im Berufsleben sorgen soll, hat ja bereits bei seiner Einführung offensichtliche Fehler aufgewiesen (wie beispielsweise die vollkommene Vernachlässigung des Mindestlohns im Kollektivvertrag). Nun offenbaren die Freiheitlichen in einer Anfrage, dass laut dem Gehaltsrechner selbst in den ebenfalls der Frauenministerin unterstehenden bundeseigenen Einrichtungen die so stark beworbene Gleichheit keineswegs gegeben ist.
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Der Gehaltsrechner hat bis jetzt um die 135.000 Euro gekostet. Für diesen stolzen Preis erfährt man nun auch, wie Beamte und Vertragsbedienstete benachteiligt werden. Eine 20jährige HTL-Absolventin muss beispielsweise mit einem Nachteil von 11% gegenüber ihren männlichen Kollegen rechnen, wenn sie im Öffentlichen Dienst beschäftigt ist. Behandeln die öffentlichen Einrichtungen Frauen nun ungerecht, ganz nach dem Motto "Wasser predigen und Wein trinken", oder sind die Ergebnisse des Gehaltsrechners einfach nicht ernstzunehmen? Die parlamentarische Anfrage von FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber zwingt die Ministerin zu einer Stellungnahme.
Männer machen mehr Überstunden, sagt der Gehaltsrechner
Die Beantwortung der Fragen durch Gabriele Heinisch-Hosek lässt darauf schließen, dass in den öffentlichen Betrieben doch alles mit rechten Dingen zugeht und die propagierte Ungerechtigkeit somit nicht viel mehr als ideologische Stimmungsmache darstellt. Da es laut der Ministerin im Öffentlichen Dienst durch die Transparenz kaum Spielraum für Ungleichbehandlung gibt, führt sie folgende Erklärungsansätze an (die sich natürlich auch direkt auf die Privatwirtschaft übertragen lassen):
Männer tendieren nach ihrer Einschätzung eher dazu, Überstunden sowie bezahlte Zusatzfunktionen wahrzunehmen, die im Gehaltsrechner stillschweigend dem normalen Gehalt hinzugerechnet werden. Es wird jedoch auch festgehalten, dass sich Männer tendenziell in höheren Positionen befinden sowie Frauen massiv in der Lohnerhöhung benachteiligt werden, wenn sie sich dafür entscheiden, länger als die zweijährige Karenzzeit bei ihren Kindern zu bleiben.
Mütterdiskriminierung kann bleiben
Diese Benachteiligung zu beseitigen ist freilich die Sache der Frauenministerin nicht. Heinisch-Hosek hat sich vielmehr zum Ziel gesetzt, die zweieinhalb- oder (bei Karenz beider Eltern) dreijährige Langvariante des Kindergeldes abzuschaffen, damit junge Mütter gezwungen sind, noch früher in den Beruf zurückzukehren. Dass die Langvariante nach wie vor die weitaus beliebteste ist, scheint ihr nur zusätzlicher Ansporn zu sein. "Die würde ich auch gerne streichen. Aber das kann ich erst machen, wenn genügend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen. Kinder gehören für mich so früh wie möglich in eine Bildungseinrichtung", erklärte sie jüngst der Tageszeitung Heute und wiederholte ihre Drohung im Gleichbehandlungsausschuss des Nationalrats. In drei Jahren wollen sie jedes fünfte – lieber noch jedes dritte – Kind unter drei Jahren in Fremdbetreuung untergebracht haben.
"Finger weg vom Kindergeld!", entgegnet FPÖ-Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller. Heinisch-Hoseks Pläne seien "ein Affront gegen die Familien im Land, die bewusst mehrheitlich die Entscheidung treffen, zumindest bis zum Kindergartenalter ihren Nachwuchs selbst betreuen zu wollen."