In Österreich formiert sich Widerstand gegen die Umrüstung der Stromzählgeräte. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) möchte bis 2018 rund 95 Prozent der heimischen Stromzähler austauschen. Nach einer Vorgabe der Europäischen Union soll Österreich auf das Modell „Smart Meter“ umstellen. Dieses hilft angeblich beim Energiesparen. Mittels viertelstündlicher Datenübertragung zwischen Konsument und Energieversorger soll der Energieverbrauch überwacht werden. Doch die Betroffenen auf beiden Seiten sind von dieser durch Brüssel verordneten Innovation keineswegs begeistert. Es regt sich Widerstand gegen diese EU-Pläne, die Österreich wieder einmal ohne Wenn und Aber umsetzen möchte.
Kosten für Energieversorger und Konsumenten
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Gestartet werden soll mit der Umrüstung im Jahr 2016. Eines ist jetzt schon sicher: Es wird zu einer Kostenbelastung der Energieversorger und Konsumenten kommen. Experten rechnen mit bis zu 360 Euro pro Haushalt. Allein die Umrüstung bei Wien Energie soll laut einem Bericht von ORF.at bei „deutlich mehr als 300 Mio. Euro“ liegen. Demgegenüber sollen mittel- und langfristige Energiekostensenkungen von 15 bis 20 Prozent aus diesem Projekt resultieren. Ob dies tatsächlich funktioniert, ist allerdings ungewiss. Die Wiener Mietervereinigung schätzt die Umstellungskosten gar auf 2 Milliarden Euro.
Datenschutz durch „Smart Meter“ gefährdet
Neben einer hohen finanziellen Belastung der Endkonsumenten birgt das Projekt „Smart Meter“ weitere Gefahren in Sachen Datenschutz. Allein in Wien müssen bei einer vorgesehenen viertelstündlichen Datenübermittlung täglich 180 Millionen Datensätze gebildet und übermittelt werden. Die Information, welche Wohnung wann benutzt wird, ist gewiss ein begehrtes Ziel für Hacker. Dies sind Argumente dafür, dass jetzt sogar die ansonsten EU-hörigen roten Vorfeldorganisationen Arbeiterkammer und Mietervereinigung gegen das Projekt Sturm laufen. Die Mietervereinigung plant eine Unterschriftenaktion.
Nächster energiepolitischer Flop?
Insider gehen davon aus, dass das Projekt „Smart Meter“ der nächste energiepolitische Flop von ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner sein könnte. Mitterlehner hat bereits im August 2011 mit der Einführung der sogenannten Spritpreisdatenbank ein untaugliches Projekt zur Kontrolle der heimischen Treibstoffpreise ins Leben gerufen. Der Versuch, den Wettbewerb zwischen den Tankstellen ankurbeln, ist kläglich gescheitert. Kein Wunder, setzen sich die Treibstoffpreise doch zu über 50 Prozent aus Steuern und Abgaben zusammen.