Glaubt man den einschlägigen Veröffentlichungen der militärstrategischen Think-tanks wie beispielsweise dem in Stockholm beheimateten Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) oder dem in London ansässigen International Institute for Strategic Studies (IISS) sao sind die Militärausgaben weltweit wieder im Steigen begriffen. Insgesamt werden alle Staaten der Welt zusammen rund 1.800 Milliarden US-Dollar für ihre Streitkräfte aufwenden.
Gastbeitrag von Harald Pöcher
Einige Details zu den Militärausgaben sind der Tabelle Militärausgaben 2019 zu entnehmen. Bei der Betrachtung der Tabelle fällt auf, dass die Länder des Raumes Naher Osten fast geschlossen über hohe Militärausgaben verfügen und auch der Großraum Ost-Südost-Asien ist ein Raum hoher Militärausgaben. Konkrete Bedrohungen spiegeln sich eben in hohen Militärausgaben wider. Österreich spielt in dieser Auflistung keine prominente Rolle. Allerdings geben Länder in Europa von ähnlicher Größe und Bevölkerung wie Österreich mit einem ähnlichen Bedrohungsszenario wie Österreich weit mehr Geld für ihre Streitkräfte aus.
Eine konkrete Zahl zu nennen ist gerade in Militärsachen äußerst schwierig, da die Verteidigungsvorbereitungen in jedem Land unter der höchsten Geheimhaltungsstufe abgewickelt werden. Militärausgaben sind davon nicht ausgenommen und ihre öffentliche Präsentation unterliegt auch bestimmten Sicherheitsauflagen. So sind beispielsweise daher die Werte für die Volksrepublik China mit äußerster Vorsicht zu verwenden. Die kolportierten 1.800 Milliarden US-Dollar werden wohl das unterste Limit sein. In der Praxis geben die Staaten weit mehr aus. Fälschlicherweise werden die Militärausgaben oft mit den Rüstungsausgaben gleichgesetzt. Dies ist irreführend, da mit den Militärausgaben auch die Gehälter für die Soldaten bezahlt werden müssen oder der Betrieb von Streitkräften finanziert werden muss.
Größter Anteil an USA und China
Man kann davon ausgehen, dass rund 50 Prozent der Militärausgaben für die Bezahlung der Soldaten und Zivilbediensteten verwendet wird. Weitere 30 Prozent werden für den laufenden Betrieb der Streitkräfte und der militärischen Liegenschaften verwendet. Die verbleibenden 20 Prozent dienen der Finanzierung von echten Rüstungsgüterkäufen, dies sind immerhin rund 360 Milliarden US-Dollar. Den Löwenanteil davon geben die großen 10 (USA, Volkrepublik China, Saudi Arabien, Indien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan, Russland und Südkorea) aus, nämlich 270 Milliarden US-Dollar. Nutznießer dieser Ausgaben sind die großen Rüstungskonzerne der Welt, wobei von den wirtschaftlich erfolgreichsten 10 Rüstungsunternehmen fünf Unternehmen ihren Sitz in den USA, die weiteren in Italien, Frankreich, Großbritannien, Russland und den Niederlanden (Airbus offensichtlich aus steuerrechtlichen Überlegungen) haben.
Nachzulesen auf: www.defensenews.com. Summiert man die ausgewiesenen Gewinne der Konzerne so erhält man rund 380 Milliarden US-Dollar. Das Geschäft mit den Rüstungsgütern war, ist und wird ein lukratives Geschäft bleiben. Des Weiteren ist die Rüstungsindustrie ein guter Arbeitgeber und die Rüstungsindustrie ist der Motor der technologischen Entwicklung schlechthin. Österreich spielt hier nur am Rande mit, denn man hat in den 1980er Jahren die einst durchaus blühende Rüstungsindustrie mit fadenscheinigen Argumenten zu Grabe getragen.
Militärausgaben weltweit 2019
Land |
Militärausgaben in Mrd. US-Dollar (2019) |
Militärausgaben in Prozent des Bruttoinlandsproduktes (2019) |
Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in US-Dollar in Kaufkraftparitäten (2019) |
USA |
725 |
3,37 |
67.000 |
Volksrepublik China |
220 |
1,5 |
21.000 |
Saudi Arabien |
57 |
7,5 |
58.000 |
Indien |
56 |
2 |
9.200 |
Großbritannien |
55 |
2 |
48.000 |
Frankreich |
53 |
2 |
48.500 |
Deutschland |
48 |
1,25 |
55.700 |
Japan |
45 |
0,9 |
47.000 |
Russland |
45 |
2,8 |
31.500 |
Südkorea |
41 |
2,5 |
45.000 |
Australien |
31,4 |
2,28 |
55.000 |
Brasilien |
27 |
17.500 |
|
Vereinigte Arabische Emirate |
22 |
5 |
69.000 |
Israel |
16,5 |
4,3 |
39.200 |
Kanada |
16,4 |
0,9 |
51.400 |
Spanien |
15,8 |
1,1 |
43.000 |
Taiwan |
15 |
2,5 |
55.200 |
Niederlande |
12 |
1,3 |
60.000 |
Polen |
11,7 |
1,9 |
35.600 |
Türkei |
11,2 |
1,5 |
28.300 |
Singapur |
11 |
3,27 |
107.000 |
Algerien |
10 |
5,5 |
16.000 |
Summe über die Militärausgaben von Staaten, welche mehr als 10 Milliarden US-Dollar 2019 ausgeben werden (insgesamt 22 Staaten von 194) |
1.505 |
Anmerkung: 1.505 Mrd. US-Dollar bedeuten 83,6% aller Militärausgaben |
|
Pakistan |
8 |
3,11 |
6.000 |
Schweiz |
7,7 |
1,1 |
66.800 |
Kuwait |
7,5 |
5,3 |
69.600 |
Oman |
7,3 |
8 |
38.150 |
Indonesien |
7,2 |
0,6 |
14.900 |
Iran |
7 |
3 |
18.700 |
Vietnam |
7 |
2,6 |
8.700 |
Thailand |
7 |
1,3 |
17.000 |
Norwegen |
6,8 |
1,6 |
76.600 |
Schweden |
6,4 |
1,1 |
55.600 |
Katar |
6,3 |
3 |
118.000 |
Irak |
6 |
3 |
19.400 |
Philippinen |
5,5 |
1,55 |
7.900 |
Kolumbien |
5,8 |
1,8 |
4.500 |
Mexiko |
5,4 |
0,4 |
21.800 |
Chile |
5,1 |
1,7 |
28.000 |
Marokko |
5 |
4 |
7.500 |
Belgien |
4,6 |
0,9 |
54.000 |
Griechenland |
4,8 |
2,2 |
30.500 |
Rumänien |
4,8 |
2 |
25.000 |
Venezuela |
4,3 |
3,7 |
6.000 |
Ägypten |
3,8 |
1,3 |
11.200 |
Bangla Desh |
3,7 |
1,3 |
3.700 |
Ukraine |
3,6 |
2,5 |
3.700 |
Dänemark |
3,6 |
1 |
47.000 |
Südafrika |
3,6 |
1 |
12.400 |
Malaysia |
3,5 |
1 |
27.200 |
Finnland |
3,5 |
1,3 |
40.000 |
Argentinien |
3,2 |
0,8 |
19.000 |
Summe über die Militärausgaben von Staaten, welche zwischen 3 Milliarden US-Dollar und 10 Milliarden US-Dollar 2019 ausgeben werden (29 Staaten) |
158,9 |
||
Summe 1 (22 Staaten) und Summe 2 (29 Staaten) 1.664 Mrd. US-Dollar |
Anmerkung: 1.664 Mrd. US-Dollar (51 Staaten von 194 Staaten der Welt) bedeuten 92 % aller Militärausgaben |
||
Länder mit Militärausgaben zwischen 1 Mrd. US-Dollar und 3 Mrd. US-Dollar (Auswahl) |
|||
Tschechische Republik |
2,9 |
1,3 |
34.000 |
Neuseeland |
2,7 |
1,3 |
37.000 |
Portugal |
2,6 |
1,1 |
27.500 |
Österreich |
2,5 |
0,5 |
55.000 |
Libyen |
2,3 |
3,8 |
15.000 |
Peru |
2,2 |
0,9 |
14.000 |
Ungarn |
1,8 |
1,2 |
28.000 |
Irland |
1,1 |
0,3 |
73.000 |
Bulgarien |
1 |
1,7 |
19.000 |
Als habilitierter Militärwissenschaftler hat der Autor seit Jahrzehnten die “Österreichische Sicherheits- und Verteidigungspolitik” weit oben auf seiner Liste der Forschungsvorhaben und veröffentlicht periodisch seine Meinung zu aktuellen Themen der österreichischen Sicherheits-, Verteidigungs- und Friedenspolitik, insbesondere zum Zustand des österreichischen Bundesheeres als das wesentliche Mittel der praktischen Durchsetzung der genannten Politikfelder.