Wenn in Wien-Erdberg die Freiheitlichen auf die Straße gehen um ihren Unmut gegen die Asyl-Massenunterkunft in einer ehemaligen Zollwachschule kundzutun, dann ist die Empörung in der Sozialdemokratie groß. Rund 200 Kilometer westlich der Bundeshauptstadt, im rot dominierten Linz, hat man in der SPÖ offenbar einen ganz anderen Zugang zur Asylproblematik. Hier wurde Montagfrüh gegen große Quartiere für Asylwerber demonstriert. Diesmal nicht von der FPÖ, sondern von der SPÖ Linz. Entlang einer Straße wurden den vorbeifahrenden Autofahrern zahlreiche Plakate von den roten Aktivisten präsentiert: "Sind auch Sie gegen ein großes Asyl-Zentrum in Linz?", "Bürgermeister Luger: 'Helfen Ja. Nein zu 2. Traiskirchen in Linz!'", "Dann nicken Sie doch mal!" – konnte man darauf lesen.
SPÖ-Linke wenig erfreut
Wenig erfreut über den Aktionismus, dürfte der linke Sozi-Flügel sein. Unter anderem meldete sich die, aus der SPÖ ausgetretene, Ex-Abgeordnete Sonja Ablinger: Sie twitterte dazu:
"Ich glaub es nicht. Die Linzer SPÖ macht frühmorgens Stimmung gegen Asylwerber".
Einer ihrer Follower postete: "Bitte sag, dass das FPÖ-ler in roten Jacken sind und keine SPÖ-ler mit blauen Sprüchen".
Ablinger antwortete: "Nein. Es sind Leute von der SPÖ".
Beifall gab es hingegen vom Wiener FPÖ-Landparteisekretär, Hans-Jörg Jenewein: "Es freut mich, dass offenbar auch bei immer mehr Roten die Vernunft einkehrt und sie die Sorgen und Ängste der Bürger verstärkt ernst nehmen." Auch die FPÖ-Linz, unter der Führung von Stadtrat Detlef Wimmer, meldete sich zu Wort:
Es dauert jedoch nicht lange, bis sich die rote Parteispitze aus Linz öffentlich für die Aktion rechtfertigen musste. Anzunehmen ist, dass wohl der Druck der Sozi-Gutmenschen zu groß geworden sein dürfte. "Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist eine Gratwanderung. Heute ist sie vermutlich und zu meinem Bedauern missglückt. Sorry an alle, die wir enttäuscht haben", so der der Geschäftsführer der SPÖ-Linz, Jakob Huber. Mittlerweile musste auch der Linzer SPÖ-Bürgermeister, Klaus Luger, zurückrudern und sich vor der linken Meute entschuldigen. Er meinte, dass durch die Aktion eine „verheerende“ Optik entstanden sei, den Inhalt der Plakate habe man offensichtlich nicht genug hinterfragt. Auf einem „Umdenkprozess“ in der Sozialdemokratie kann man daher wohl noch lange warten…