Nationalratsabgeordnete von SPÖ, ÖVP und Grüne wohnen offensichtlich gern billig und in Sozialwohnungen, die eigentlich Menschen zustehen würden, die nicht so viel verdienen wie die Damen und Herren im Parlament: Denn nach dem Fall des SPÖ-Bonzen Josef Muchitsch wurde nun auch bekannt, dass die ÖVP-Nationalratsabgeordnete Gabriele Tamandl ihr Domizil in einem Wohnbau der Sozialbau AG in Wien-Simmering hat. Die Politikerin, die nach eigenen Angaben neben dem Gehalt als Abgeordnete von 8.583,30 Euro im Monat auch noch Nebeneinkünfte bis zu 3.500 Euro im Monat bezieht, sagte gegenüber der Gratiszeitung Heute: "Ich finde das korrekt."
Wohnen im Sozialbau: "Ich finde das korrekt!"
Der mächtige SPÖ-Gewerkschafter und Schwerverdiener Muchitsch hatte, als man ihm auf die Schliche kam, ja auch noch gesagt, dass er nichts Verwerfliches daran finden würde, mit einem Verdienst von 8.806 Euro netto einer der billigsten Wohnungen in bester Lage Wiens zu 285,99 Euro (inklusive Betriebskosten!) zu mieten. Nach massiver öffentlicher Kritik gestand er aber ein: "Ich habe einen Fehler gemacht." Er werde die Wohnung kündigen. Im Gegensatz zu Muchitsch will Tamandl an ihrer Sozialwohnung festhalten. Sie wohne seit 20 Jahren hier: "Als ich 1993 einzog, war ich noch eine normale, kleine Angestellte. Erst seit 2003 bin ich im Parlament."
Gehalts-Check würde Tamandl treffen
Ihre Aussage in der Gratiszeitung Heute verwundert deshalb, weil ihre Partei, die ÖVP, stets für strengere Vergaberegeln von Gemeindebau- und Sozialwohnungen eintritt, diesbezüglich sogar regelmäßige Gehalts-Checks forderte, um die soziale Bedürftigkeit der Mieter zu überprüfen. Einen solchen Gehalts-Check gibt es – im Gegensatz zu Salzburg – in Wien aber noch nicht. Dieser würde nicht nur Gabriele Tamandl treffen, sondern auch andere Schwerverdiener in der Politik: Den Grünen Peter Pilz, der in einer Gemeindewohnung in Kaisermühlen lebt, den Wiener Landtagspräsidenten Harry Kopietz (SPÖ) und den früheren Finanzminister Rudolf Edlinger (SPÖ), die beide in einem Genossenschaftsbau im 15. Bezirk wohnen, und vielleicht noch so manchen anderen in den ach so sozialen Parteien, die sich jetzt noch "verstecken" können.