Nicht selten bekommt man vor allem in größeren Städten wie Wien unglaubliche Berichte über Parksheriffs zu lesen, die sich wie Kripobeamte benehmen und versuchen, ihre vermeintliche Macht auf dem Rücken von Steuerzahlern auszutragen. Ein solcher Fall ereignete sich auch vor wenigen Tagen im ersten Wiener Gemeindebezirk vor einer Apotheke. Just dort parkte eine hochschwangere Frau ihren Wagen samt Parkscheibe in der Verbotszone, weil sie nach zwei Runden bei 36 Grad immer noch keine freie Lücke gefunden hatte. Wie sich herausstellte, war sie nach wenigen Minuten schon mit ihrem Medikament versorgt und eilte trotz der sichtlichen körperlichen Schwierigkeit wieder zum Wagen.
Machthungriger Parksheriff
Dort angekommen, fotografierte bereits ein Herr der Parkraumüberwachung ihren Wagen und forderte sie auf zu warten, bis er ihr einen Strafzettel ausgehändigt hat. Die Dame war sich zwar ihres Vergehens bewusst, wies aber kleinlaut auf die besonders schwierigen Umstände hin und erklärte ebenfalls, dass sie nicht einmal Geld für ein Medikament habe und darum gebührenbefreit sei. Sie bat den Herren höflich darum, ein Auge zuzudrücken und doch erst gar nicht mit dem Ausstellen des Strafzettels zu beginnen. Während der anwesende Kollege schon abwinkte und meinte, dass es ohnehin so ein heißer Tag sei und die Frau ja schon wieder bei ihrem Wagen sei, zeigte der amtshandelnde Mann jedoch volle Härte.
Er ließ die Frau nicht ziehen, sondern kommentierte die Situation mit Aussagen wie „na do hobens heit aber Pech ghabt“. Insgesamt gestaltete sich die Wartezeit auf den Strafzettel länger als die eigentliche Parkdauer zuvor überhaupt betragen hat und mittlerweile mischten sich auch Anrainer wie der Apotheker selber und auch ein Restaurantbesitzer ein, welche für die schwangere Frau Partei ergriffen. Da sie mit ihrem Wagen weder Einsatzfahrzeuge, Fußgänger oder den weiteren Verkehr blockierte, wäre die Situation für niemanden problematisch gewesen. Diese Allianz war dem Parksheriff jedoch offenbar zu viel und wütend händigte er schließlich den Strafzettel aus. Auf die zerknirschte Frage hin, was denn passieren würde, wenn die Strafe dieses Monat einfach nicht mehr bezahlt werden kann, folgte ein barsches „des werdens dann schon sehn“ und der Herr von der Parkraumüberwachung zog stolz weiter.
Kein Anspruch auf Toleranz?
Entmutigt beschloss die junge Frau jedoch trotzdem, der zuständigen Stelle eine Nachricht mit der Schilderung des Vorfalls zukommen zu lassen, und bat abermals um eine Minderung des Betrags. Die Antwort kam erstaunlich schnell von einer Dame, deren ausländischen Namen man kaum fehlerfrei aussprechen kann, an einem Samstagnachmittag und erörterte der jungen Frau ausführlich, aber offenbar aus einer bereits angelegten Vorlage, was ohnehin jeder rechtschaffene Bürger weiß: Es würde kein Anspruch auf Toleranz bestehen und welche Fristen einzuhalten sind. Letztendlich wurde auch auf die laufende Schulung der Mitarbeiter in Hinblick auf deren Höflichkeit verwiesen, jedoch kam kein Wort der Entschuldigung für den groben Ton.
Des Weiteren darf ich anführen, dass die Angehörigen der Parkraumüberwachungsgruppe angewiesen sind und auch laufend geschult werden, höflich aber bestimmt und mit dem nötigen Augenmaß einzuschreiten, auch Toleranz zu üben. (…) Vorgegeben ist jedoch die Art der Kommunikation, die aufklärend, höflich und freundlich zu sein hat.
Während es wohl jedem Bürger einleuchtet, dass Strafen ein Mittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit sind, macht es hier jedoch – wo die öffentliche Ordnung und Sicherheit niemals gefährdert war – den Eindruck, als wolle man die leeren Stadtkassen – egal mit welchen Mitteln – füllen. Ein mageres Zeugnis für die vermeintlich soziale Stadt Wien und deren offenbar gut geschulten Mitarbeiter.