Einen regelrechten „Forscheraufstand“ gibt es jetzt gegen den US-Agrarmulti Monsanto und die Europäische Union. Rund hundert internationale Wissenschaftler werfen den EU-Behörden in einem offenen Brief an Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis vorr, dass sie „Monsanto-hörig“ seien. Dieser Vorwurf ist die Reaktion auf Veröffentlichungen der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), die das Pestizid Glyphosat (Hersteller Monsanto) als „wahrscheinlich nicht krebserregend“ deklariert hatten.
Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) musste im Zusammenhang mit dem Monsanto-Unkrautvernichtungsmittel heftige Kritik einstecken. An der Spitze der wissenschaftlichen Kritikerschar steht kein geringerer, als Christopher Portier, Ex-Direktor des US National Toxicology Program.
WHO hatte Glyphosat als krebserregend deklariert
Die „EU-Bewertung“ war eine unmittelbare Reaktion auf die Bewertung der Weltgesundheitsagentur WHO gewesen, die Glyphosat sehr wohl als potentiell krebserregend deklariert hatte. Eingeweihte der internationalen Agrarlobby gehen davon aus, dass im Hintergrund ein heftiger Streit um Marktanteile und Zukunftschancen auf dem Pflanzenschutzmittelsektor läuft. Monsanto ist nach dem Scheitern der Übernahme des Schweizer Konkurrenten Syngenta in den letzten Monaten etwas ins Hintertreffen geraten.