In der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main steigt die Nervosität. Bei zahlreichen italienischen Banken wird das Problem fauler Kredite zu einer anhaltenden Bedrohung des Finanzsystems. Auslöser der Alarmstufe ist ein Expertenkommentar der US-Investmentbank JPMorgan. So sollen nicht weniger als 200 Milliarden Euro an nur schwer zu tilgenden Krediten in den Büchern italienischer Banken stehen.
Dies hat die EZB-Bankenaufsicht nun auf den Plan gerufen: Sie fordert eine umfassende Auskunft über die Kreditstruktur im Portfolio der einzelnen Banken. Im Fokus der Bankenprüfer aus Frankfurt stehen unter anderem die Institute UniCredit, Banca Carige, Banca Popolare dell’Emilia Romagna, Banco Popolare und Popolare Milano. Bisher noch keine Post von der EZB haben bisher die Banken Intesa Sanpaolo, Popolare Sondrio und Mediobanca erhalten.
Anleger warfen italienische Bank-Aktien aus ihren Depots
Die Prüfung durch die EZB hat nun umgehend die Anlegerschaft auf den Plan gerufen. Viele Investoren haben ihre italienischen Bank-Aktien aus den Depots geworfen, da sie mit einem negativen Geschäftsjahr 2016 in diesem Segment rechnen. Als Reaktion ist der Mailänder Branchenindex gleich um 5,5 Prozent abgesackt.
Wie nervös die italienische Bankenbranche ist, hat zuletzt die verordnete Radikalkur der UniCredit für ihre östereichische Tochterbank Bank Austria gezeigt. Dort hat man ein Restrukturierungspaket ausgerollt, das nicht nur viele Filialen und Bankangestellte kostet sondern nun auch den Vorstandsvorsitzenden der Bank Austria, Willibald Cernko, zum Aufgeben gezwungen hat.