Geschehen doch noch manchmal Zeichen und Wunder? Dass einem grünen Politiker die rosarote Brille verrutscht, gehört beinah' ins Märchenland. Doch Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer zeigte sich, nachdem er einer Asylunterkunft einen Besuch abgestattet hatte, durchaus skeptisch über die Integrationschancen von Menschen aus gewissen Kulturkreisen, die politisch korrekt als "Flüchtlinge" bezeichnet werden.
Zahl weiterer Neuankömmlinge soll begrenzt bleiben
Wortwörtlich schrieb er auf Facebook: „Es fällt mir ungeheuer schwer, mir vorzustellen, wie wir diese Menschen in unsere Gesellschaft, unser Bildungssystem unseren Arbeitsmarkt integrieren sollen. Wenn das gelingen soll, dann ist das eine Riesenanstrengung über ein Jahrzehnt und überhaupt nur denkbar, wenn die Zahl weiterer Neuankömmlinge begrenzt bleibt…“
Funkelnagelneue Toiletten
Die Gegebenheiten in der Stadthalle, in der seit etwa einem halben Jahr mehr als hundert Asylwollende freie Kost und Logis erhalten, bezeichnet der Grün-Politiker zwar als „nicht schön“, trotzdem immerhin als „annehmbar“. Natürlich würde es die typischen Nachteile einer Hallenunterkunft geben, wo man halt ein bisschen Rücksicht (auch womöglich auf einen Menschen anderen Glaubens) nehmen muss, dennoch hätte dort jeder genügend Platz und käme außerdem in den Genuss der funkelnagelneuen Sanitäranlagen.
Empörender Tonfall undankbarer Asylwerber
Trotzdem sparte Boris Palmer nicht mit Kritik gegenüber den mehrheitlich syrischen und afghanischen Asylwollenden. Er beschreibt die Situation so: „In der Halle erwartet mich eine Demonstration ausschließlich von Kindern. Sie alle halten Schilder hoch, die menschenunwürdige Zustände beklagen. Die Frauen sind so weit im Hintergrund und alle verschleiert, daß sich kein Kontakt ergibt. Ich lasse mir die Einrichtung zeigen und dabei setzt sich der Tross von ca. 25 Leuten lautstark in Bewegung…“
Mit Hilfe zweier Dolmetscher gelang es dann mit ein paar Männern zu kommunizieren. Was der Oberbürgermeister zu hören bekam, dürfte ihm etwas die Galle gekitzelt haben: „Der Tonfall ist empört, fordernd, fast schon aggressiv. Ich erkläre, daß ich verstehe, daß niemand so auf Dauer leben möchte und wir nur um eines bitten: Zeit, die wir für die Lösung brauchen…“
Nachdem denn auch noch eine ältere Dame aus dem Unterstützerkreis ihre Meinung kundtat und anmerkte, dass sie die bodenlose Beanstandung der tadellosen Unterkunft nicht verstehe, wurde ihr von einem „Flüchtling“ erwidert, dass er lieber mit den Bomben in seiner Heimat, als hier in dieser Halle lebe.
Boris Palmers Eindrücke gehen dann so weiter: „Die Gruppe, die etwa ein Viertel der Flüchtlinge in der Halle ausmacht, stammt größtenteils aus Syrien und Afghanistan. Die Erwartungen sind offensichtlich fürchterlich enttäuscht, die Stimmung ist beängstigend bis depressiv…“
Dubiose Gruppe von Linksautonomen
Mitarbeiter der Unterkunft sollen dem Oberbürgermeister zwar versichert haben, dass die Mehrheit der Asylsuchenden durchaus zufrieden sei und sogar dankbar sei, außerdem hätte es so eine Kinder-Demonstration, wie sie der Grünpolitiker bei seiner Visitation erleben musste, noch nie gegeben. Aber „eine dubiose Gruppe von Linksautonomen“ hätte den Asylwollenden versichert, dass diese durch öffentlichen Druck die Halle rascher verlassen könnten.
Immer wieder Polizei wegen Streitigkeiten
Freilich dürfte diese Version nicht haltbar sein, wie man an den Aussagen der Hausmeister, die tagtäglich mit der Situation konfrontiert sind, heraushört. Dort kommt zu Ohren, dass die Asylwollenden sich vorgestellt hätten, in Deutschland sofort ein Haus zu bekommen und dann alles weitere – wie etwa wohl Geldzuwendungen ohne Ende – von selber läuft. Weiters erzählt ein Hausbesorger, dass die Erwartungshaltung maßlos sei und es Dankbarkeit (gegenüber Deutschland) gar nicht gebe. Dass wegen Streitigkeiten in der Halle immer wieder die Polizei gerufen werden muss, ist wohl nur ein Tüpfelchen auf dem „i“.
Oberbürgermeister ist ernsthaft bedrückt
Wenigstens verteidigt sich ein Oberbürgermeister, der sich einmal keiner politischen Dauerfloskeln bedient, gegen sehr wahrscheinliche Kritik an seiner Person, weil er seine Eindrücke und Befürchtungen nach dem Asylanten-Besuch öffentlich (Facebook) gemacht hat. „Darf man so ein Erlebnis zur Diskussion stellen? Ich meine nach wie vor, es nutzt niemandem, die Situation anders zu beschreiben, als man sie sieht. Daß sie so ernst sein kann, bedrückt mich…“
Anmerkung aus Österreich
Wenn allerdings, wie zu erwarten, der grüne Aufschrei nicht auf sich warten lässt, kann es durchaus passieren, dass Boris Palmer ein ähnliches Schicksal wie Efgani Dönmez erleidet und von seinen eigenen Leuten abgesägt wird.