Die Halbinsel Gibraltar steht seit 1704 unter der Souveränität Großbritanniens und musste 1713 offiziell von Spanien im "Frieden von Utrecht" an das Vereinigte Königreich abgetreten werden. Dennoch betrachtet Spanien Gibraltar seitdem als seinen legitimen Besitz und beansprucht dieses britische Überseegebiet.
Im 18. Jahrhundert gab es erfolglose militärische Versuche, das nur sechseinhalb Quadratkilometer große, aber strategisch äußerst wertvollle Gebiet zurückzuerobern. Und im 19. und 20. Jahrhundert versuchte man mit anderen Repressalien wie Grenzblockaden oder wirtschaftlichen Störaktionen, Gibraltar in die Knie zu zwingen und Spanien wieder anzugliedern.
Bevölkerung will britisch bleiben
Die Bevölkerung Gibraltars freilich (u.a. 27 Prozent britischer, 24 Prozent spanischer, 19 Prozent italienischer, elf Prozent portugiesischer Herkunft) entschied sich bei mehreren Abstimmungen (zuletzt 2002) mit überwältigender Mehrheit (17.900 zu 187 Stimmen) für den Verbleib bei Britannien.
Spanische Provokation – britische Warnschüsse
Doch Spanien sieht sich historisch im Recht und kann es in regelmäßigen Abständen nicht lassen, Großbritannien zu provozieren. So auch vergangenen Sonntag, wo ein spanisches Schiff mehrmals in die Hoheitsgewässer Gibraltars eingedrungen ist. Die britische Marine reagierte darauf mit Warnschüssen und feuerte mehrere Leuchtgeschoße gegen das spanische Schiff ab.
Feindlicher Überfall
Der Regierungschef von Gibraltar, Chefminister Fabian Picardo, sprach ob dieser Grenzverletzung von einer „Inkursion“ (einem feindlichen Überfall) auf britisches Territorium. Auch zeigte er sich äußert erfreut, dass Großbritannien und seine Marine „die uneingeschränkte Souveränität und Kontrolle über die britischen Territorialgewässer Gibraltars demonstriert“ habe.
Spanien beteuerte hingegen, dass es sich nur um ein Forschungsschiff gehandelt hätte, welches Meeresgräben vor der Küste Gibraltars untersuchen wollte. Allerdings hinderte die britische Marine die „Forscher“ daran, Bojen in den Hoheitsgewässern Gibraltars auszusetzen.
Spanische und britische Marine hätten dringendere Aufgaben
Dass sich diese jüngsten Auseinandersetzungen ernsthaft zuspitzen werden, davon ist nicht auszugehen. Eher dürfte es sich um ein klassisches Machtspielchen zweier dominanter Staaten handeln. Allerdings sollten sich die Marinen beider Länder überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, die europäische Außengrenze im Mittelmeer zu schützen, als solch ein Affentheater zu veranstalten.