Wer die Nachrichtensendungen nach dem Attentat in Berlin verfolgte, traute seinen Augen und Ohren nicht. Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere musste zugeben, dass der mutmaßliche Attentäter, der nahe der Gedächtniskirche in Berlin in einen Weihnachtsmarkt raste und zahlreiche Menschen tötete und verletzte, bereits in Auslieferungshaft gesessen war. Die Begründung, warum man den Mann wieder laufen ließ, klingt wie Hohn für die Hinterbliebenen der Opfer:
Er hatte keine Papiere. Der tunesische Staat war nicht bereit, Ersatzdokumente auszustellen.
Mutmaßlicher LKW-Todesfahrer tauchte nach Abschiebehaft unter
Also ließ man den amtsbekannten Anis Amri, der Kontakt zu radikal-islamischen Verbänden haben soll, wieder frei. Er tauchte unter – bis er mutmaßlich diese schreckliche Tat in Berlin verübte. "Das kann doch nicht wahr sein!", wird sich angesichts der LKW-Todesfahrt mitten in Berlin jeder Normalsterbliche denken. Da wird einer nicht abgeschoben, weil er keine Papiere bei sich hat?
Die Wut der Bürger über die jetzt auftauchenden Details können auch die üblichen Beschwichtigungsversuche der Politiker nicht mindern. Wie schon nach Paris, Nizza und Brüssel haben sich die EU-Politiker – wieder einmal – darauf verständigt, im Kampf gegen den Terrorismus stärker zusammen zu arbeiten.
Ausweis plötzlich im Lastwagen aufgetaucht
Kurios: Jetzt soll im LKW plötzlich ein Ausweis des Tunesiers Anis Amri aufgetaucht sein, von dem Mann also, der nicht abgeschoben werden konnte, weil er dem Vernehmen nach keinen Pass hatte. Wie passt das zusammen? Der Verdächtige, angeblich zwischen 21 und 23 Jahre alt, soll unter zwei Aliasnamen und verschiedenen Geburtsdaten bekannt sein. Inzwischen wurde eine Belohnung in Höhe von 100.000 Euro für Hinweise ausgeschrieben, die zur Auffindung des mutmaßlichen Terroristen führen.