Am 13. Februar 1945 begannen vier Angriffswellen alliierter Bomber auf die sächsische Stadt Dresden, die erst am 15. Februar endeten. Anlässlich der Jahrestage dieser barbarischen Bombardierung und völligen Zerstörung der Innenstadt einer der damals schönsten Städte der Welt ("Elbflorenz") meldete sich der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zu Wort, weil man auch in seiner Stadt „die Auswirkungen des Krieges in Syrien“ spürt, etwa dadurch, dass auch syrische Flüchtlinge hier beherbergt werden. Deswegen soll beim Gedenken an die Opfer dieses Bombardements auch ein Bezug zum sogenannten syrischen Bürgerkrieg hergestellt werden.
Kommentar von Unzensurix
Allerdings ist es mittlerweile in der deutschen Geschichtsaufarbeitung üblich, diese Luftangriffe der Royal Air Force (RAF, Nachtangriffe) und der United States Army Air Forces (USAAF, Tagangriffe) zu relativieren, weil man damit argumentiert, dass durch Dresden ein "Opfermythos" entstanden sein soll. Auch Dirk Hilbert formulierte, dass es immer noch Versuche gebe, die Geschichte umzudeuten, und geht damit auf die seit Jahren schwelende Historiker-Diskussion ein, wie viele Opfer tatsächlich in Dresden zu beklagen gewesen sind.
Im Endeffekt ist es zwar egal, ob es 25.000 Zivilisten gewesen sind, wie neueste Forschungen behaupten, oder wirklich 250.000 waren, wie auch namhafte Historiker urteilten, denn die Tatsache, dass dieses Bombardement auf eine mit Zivilisten und zahllosen Flüchtlingen vollgestopfte Stadt kriegsentscheidend nicht notwendig war, ist unumstritten.
Dresden keine unschuldige Stadt?
Dennoch legte Oberbürgermeister Hilbert merkwürdigerweise nach und meinte, dass Dresden „keine unschuldige Stadt“ gewesen sei, „das wurde wissenschaftlich ausgewertet“ (von wem, erwähnt er freilich nicht). Und weiters urteilte er, dass der Totalitarismus von damals wieder aufzuleben drohe, weswegen man „diese Tendenzen beobachten“ müsse.
Natürlich kann man seine Aussagen in dem Zusammenhang sehen, dass dieses Gedenken an die Bombenopfer immer wieder Grüppchen Ewig-Gestriger anlockt, die versuchen Aufmerksamkeit zu erhaschen. Doch sollte man, gerade wenn man einen Gegenwartsbezug zu Bombardements in Syrien herstellen möchte, mit der Geschichte nicht leichtfertig umgehen, denn dass auch Dresden, wie jedes andere Bombardement auf Zivilbevölkerung, nie zu rechtfertigen ist, sollte bei diesem Gedenken absolut im Mittelpunkt stehen. Genauso wie die Tatsache, dass es in Kriegen per se stets fragwürdig ist zu sagen, wer die „Guten“ oder die „Bösen“ sind. Die Römer sagten dazu: "Vae victis" (Wehe den Besiegten).
Oberbürgermeister deutet selbst Geschichte um
So muss man Dirk Hilberts Aussage „keine unschuldige Stadt“ aufs Schärfste verurteilen, zumal er genau das unternimmt, wovor er angeblich warnt, nämlich den Versuch, die Geschichte „umzudeuten“. Denn gerade durch seine Aussagen indiziert der Oberbürgermeister, dass es gerechtfertigt ist, Zivilisten von „Guten“ bombardieren zu lassen, wenn diese Zivilisten zu den „Schlechten“, wie die damaligen Deutschen (oder heute etwa Anhänger des syrischen Präsidenten Assad) gehören. Ein Maßstab, der auch jetzt immer angelegt wird, wenn die „Richtigen“ (Amerikaner, NATO etc.) die Bomben fallen lassen, allerdings einen Aufschrei verursachen, wenn die „Falschen“ (Russen) bombardieren.
Gefahr der Geiselhaft für Deutschland
Dass allerdings heuer in Dresden nicht nur der eigenen Bombentoten gedacht wird, sondern ebenso der Opfer des syrischen Krieges, ist ein würdiges Zeichen, welches freilich nicht dahingehend interpretiert werden darf, dass durch die schreckliche Vergangenheit Deutschlands dieses Land für alle Zukunft in Geiselhaft genommen werden darf, wenn es darum geht, sogenannte Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, egal ob es sich um tatsächliche Kriegsflüchtlinge oder einfach um Wirtschaftsflüchtlinge handelt.