Es war eine blutige Untergrundfehde zwischen Serben, die einen damals 13-jährigen Wiener im Jahr 2015 beinahe das Leben kostete. Ein gedungener Auftragsmörder aus dem Süden machte sich auf den Weg nach Wien, um einen seiner ehemaligen Schulkollegen zu erschießen. Angeblich weil dieser keine Räume für Drogengeschäfte zur Verfügung stellen wollte und seinem Auftraggeber Geld schuldete. Der Angeklagte lauerte ihm darum in der Brigittenau an einem Sonntagmorgen beim Bäcker auf.
Zur falschen Zeit am falschen Ort
Was danach geschah, ging alles ganz schnell. Das Opfer erkannte den in schwarz gekleideten Serben und flüchtete laut schreiend durch die Donaustadt. Ein Vater, der mit seinem Sohn gerade auf dem Fahrrad zur Donauinsel unterwegs war, bog dabei um die Ecke. Just in diesem Moment drückte der Angeklagte zwei Mal den Lauf seiner Pistole ab. Ein Schuss streifte den Verfolgten an der Hüfte, der andere Schuss bohrte sich direkt in den Bauch des unbeteiligten Kindes.
Schütze erklärte sich für unschuldig – Geschworene glaubten ihm
Wären die Notärzte nicht so schnell am Tatort gewesen, wäre der Bub vermutlich gestorben. Er musste auf der Intensivstation um sein Leben bangen, hatte lange Zeit Schmerzen. Dann der nächste Schock: Die Geschworenen befanden den Angeklagten in einem Prozess für unschuldig. Dieser erklärte nämlich, es liege eine Verwechslung vor und er habe lediglich die Pistole und das Fahrzeug zur Verfügung gestellt. Gehandelt habe ein mittlerweile in Bosnien ermordeter Kollege von ihm.
Besonnener Richer kippte Fehlurteil
Vater und Sohn glaubten nicht mehr an eine gerechte Welt und einen funktionierenden Rechtsstaat. Doch der zuständige Richter Andreas Böhm kippte das Urteil wegen Irrtums der Geschworenen, berief neue ein und wiederholte den Prozess wegen Mordversuchs im Fall eines Landmanns und im Fall des damals 13-jährigen Buben. Dieses Mal fiel das Urteil klar aus: 20 Jahre Haft für den Serben, der bis zuletzt seine Unschuld beteuerte, wie auch der ORF berichtet.