Der deutsche Presserat entschied bei einer kürzlich abgehaltenen Sitzung, weiterhin die Herkunft von Straftätern in den Medien zu verschweigen und lehnte daher eine entsprechende Änderung des Pressekodex ab. Der Diskussion vorrangegangen war ein Streit um die Abschaffung der sogenannten Richtline 12.1 des deutschen Pressekodex, wonach die Täterherkunft nur bei "begründetem Sachbezug" zu nennen ist.
Presserat zensuriert aus Angst vor "Diskriminierung"
Die bewusste Zurückhaltung der Täterherkunft ist bereits seit Jahren gängige Praxis der meisten Mainstream-Medien. Das soll auch weiterhin so gehandhabt werden, um laut deutschem Presserat die "Diskriminierung von Minderheiten" zu verhindern. Lutz Tillman, Geschäftsführer des Presserates, meinte, die Richtlinie bleibe wie sie ist, da es eine breite Mehrheit in der Medienlandschaft dafür gebe. Er sei persönlich davon überzeugt, dass eine Änderung nicht notwendig sei und dass die Richtline keinen Maulkorb für die Medien darstelle.
Der Presserat geht aber noch weiter und will nun der "großen Unsicherheit" angesichts des Themas mit einem eigenen Leitfaden für den Redaktionsalltag begegnen. Darin sollen die Journalisten künftig "Kriterien für Entscheidungen im Redaktionsalltag" erhalten.
Mehrere Medien melden bereits Täterherkunft
Dutzende andere Medien in Deutschland setzen mittlerweile aber auf ein bewusstes Gegenmodell und nennen die Täterkerkunft. So kündigte die Rhein-Zeitung an, die Schweige-Richtlinie nicht länger zu beachten. Auch die Sächsische Zeitung will künftig die Herkunft aller Straftäter nennen. Dies wurde auch deren von Chefredakteur Uwe Vetterick bei der Versammlung des Presserates vorgeschlagen.