Am Montagmorgen war ein türkisches Frachtflugzeug beim Anflug auf den internationalen Flughafen „Manas“ der kirgisischen Hauptstadt Bischkek über einer Siedlung abgestürzt. Die Maschine war von Hongkong nach Istanbul unterwegs und sollte in Bischkek zum Nachtanken zwischenlanden. Mindestens 37 Personen, die meisten von ihnen Bewohner der Siedlung, kamen dabei ums Leben.
Berichte über Absturz verägern Türkei
Der Absturz, der sich über 5.000 Autobahnkilometer von Wien entfernt ereignet hat, beschäftigt womöglich schon bald die österreichische Justiz. Das unter Luftfahrtfans bekannte Internetportal Austrian Wings berichtete nämlich ausführlich und ganz ohne Zensur über das tragische Ereignis – ganz zum Missfallen der (teil-) staatlichen Fluglinie Turkish Airlines.
Frachter war unter Turkish Airlines Flugnummer unterwegs
Austrian Wings schrieb nur wenige Stunde nach dem Absturz, dass es sich um einen Boeing 747-400-Frachter der türkischen Frachtfluggesellschaft MyCargo Airlines gehandelt hat. Der Flug sei jedoch im Auftrag von Turkish Airlines Cargo durchführt worden. Darauf deutete auch die verwendete Flugnummer TK6491 hin.
Nun trudelte bei Austrian Wings das Schreiben eines von Turkish Airlines beauftragten, in Wien ansässigen, Rechtsanwalts ein. Laut dem Internetportal soll dieser im Namen von Turkish Airlines gefordert haben, den Bericht über den Absturz der 747 in Bishkek so "zu korrigieren", dass keine Assoziation mehr zu Turkish Airlines hergestellt werden könne.
Zensur aus der Türkei
Turkish Airlines möchte offenbar damit verhindern, dass ein unabhängiges Medium darüber berichtet, dass die abgestürzte Maschine der MyCargo Airlines unter einer Flugnummer der Turkish Airlines unterwegs war. Zudem hat die Fluglinie offensichtlich auch wenig Gefallen daran, dass Austrian Wings in ihrem Bericht auch auf die schlechte Sicherheitsstatistik der Airline hingewiesen hat. Ein Faktum, dass sich auch durch das JACDEC-Sicherheitsranking belegen lässt (Turkish Airlines erreicht im Jahr 2015 nur den Platz 50 von 60).
Dass die Medienfreiheit in der Erdogan-Republik abgeschafft wurde, dürfte auch der (teil-) staatlichen türkische Fluggesellschaft nicht entgangen sein. Nun versucht man wohl auch, die türkischen Prinzipien auf andere Länder überschwappen zu lassen – zur Not auch mit Hilfe eines türkischen Anwalts aus Wien. Doch da hat die Airline wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht …