„Ein echter Wiener geht nicht unter“ heißt die Kultserie des ORF aus den 1970er Jahren. Schauspieler Karl Merkatz spielte den Edmund „Mundl“ Sackbauer ausgerechnet im Arbeiterbezirk Favoriten. Heute ist im 10. Wiener Gemeindebezirk der „echte Wiener“ offensichtlich doch weitgehend untergegangen, wenn man in manche Schule schaut, sogar ausgestorben.
Hundert Prozent Migrantenschüler
So eine "Neue Mittelschule", wie die früheren Hauptschulen seit geraumer Zeit heißen, in der zu hundert Prozent Migrantenschüler unterrichtet werden, steht in der Nähe des Wasserturms. Und dorthin wurde eine Lehrerin, die aus einem Bundesland zuzog, zugeteilt. Sie zog nach Wien, weil hier – anders als in den Bundesländern – enormer Lehrermangel herrscht. Die Chancen, in Wien als Lehrerin einen Job zu bekommen, standen also gut, und schließlich klappte es dann ja auch.
Lehrerin versteht kein Wort
Doch welcher Schock! Plötzlich stand diese Lehrerin in einer Schule, in der in allen Klassen nicht Deutsch, sondern Türkisch gesprochen wurde. „Als sich die Schüler untereinander unterhielten, verstand ich kein Wort“, so die Pädagogin, die verständlicherweise anonym bleiben möchte, gegenüber unzensuriert.at.
Hoher Lärmpegel, kein Benehmen
Bei den Schulaufgaben wurde diese sprachliche Barriere bald sichtbar. Kaum einem Schüler gelang es, einen fehlerfreien deutschen Satz zu formulieren. Und das Benehmen? „Plötzlich flog eine Bank durch das Klassenzimmer – das sagt wohl alles“, so die Lehrerin, die in ihren langen Dienstjahren noch nie unter solchen Bedingungen und unter einem solchen Lärmpegel unterrichten musste.
Noten von oben verordnet
„Ich war immer Sozialistin, aber seit ich in Favoriten unterrichte, bin ich blau“, gesteht sie im Gespräch mit unzensuriert.at. In Favoriten habe sich ein regelrechtes Ghetto gebildet, und die Verantwortlichen reden alles schön. So werde quasi von oben verordnet, Schülern, die den Unterrichtsstoff nicht schaffen, trotzdem keinen Fünfer zu geben und keinen dieser Schüler sitzenbleiben zu lassen.
Probleme beim Lesen einfacher Texte
Und dann wundert sich das Land, dass 17 Prozent der Jugendlichen in Österreich nach acht Jahren Schule Probleme beim Lesen einfacher Texte haben? Das zeigten die am Dienstag präsentierten Ergebnisse der Bildungsstandardtestungen unter den 73.000 Schülern der achten Schulstufe. Schaut man in solche Schulen wie in Favoriten, kann man solche Ergebnisse leicht erklären.