Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich beim Besuch einer Südtirol-Delegation am letzten Mittwoch im Parlament schlecht vorbereitet. Er wähnte, mit dem Fraktionchef der Südtiroler Volkspartei (SVP), Dieter Steger, den Landeshauptmann Arno Kompatscher vor sich zu haben.
„Grüß Gott, Herr Landeshauptmann“
Es scheint nicht mehr weit her zu sein mit der österreichischen Diplomatie. Blieb es bisher HBP Alexander Van der Bellen vorbehalten, peinlich unkorrekt gekleidet zu einem offiziellen Empfang zu erscheinen oder grenzwertige Kommentare von sich zu geben, die international für Aufsehen sorgen, dürften nun die protokollarischen Mitarbeiter von Sebastian Kurz ihren Chef aufs Glatteis geführt haben.
Niemand dürfte ihm gesagt haben, dass anstatt des verhinderten Südtiroler Landeshauptmannes Arno Kompatscher lediglich eine Delegation unter Führung des SVP-Fraktionschefs Dieter Steger Wien einen Besuch abstatten würde. So kam es, dass Kurz bereits beim Empfang bei Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) den Südtiroler Landtagsabgeordneten mit „Grüß Gott, Herr Landeshauptmann“ begrüßte, berichtet die Neue Südtiroler Tageszeitung.
Kurz wiederholt seinen Fehler im Nationalrats-Plenum
Komplett war die Verwirrung dann, als der Minister auch bei seiner Rede im Plenum des Nationalrates Grußworte an den vermeintlichen Landeshauptmann richtete und viele Redner der Fraktionen es ihm prompt gleich taten.
Steger selbst scheint Kurz in seinem Irrglauben gelassen zu haben und nahm die Verwechslung mit einem „Ach, das passiert mir andauernd“ humorvoll zur Kenntnis.
HC Strache sieht Österreich als Schutzmacht Südtirols
Anlass der Wienreise war das 25-Jahr-Jubiläum der Streitbeilegungserklärung in der Südtirolfrage vor den Vereinten Nationen, welches am Mittwoch Thema einer aktuellen Stunde im Nationalrat war.
In seiner Wortmeldung forderte der freiheitliche Bundesobmann HC Strache, die Schutzmachtfunktion Österreichs für Südtirol als Staatszielbestimmung in die österreichische Bundesverfassung aufzunehmen. Die Autonomie dürfe niemals als Verzicht auf das Selbstbestimmungsrecht Südtirols verstanden werden, so Strache.
Ständige Beschneidung der Autonomie durch Rom
Der freiheitliche Südtirolsprecher Werner Neubauer wies ergänzend darauf hin, dass ständige Beschneidungen der Autonomie durch Rom, die noch immer ausstehende Amnestie für die Südtiroler Freiheitskämpfer, der mühsame Ausbau der Autonomie sowie die internationale Absicherung, die immer noch von Teilen der italienischen Politik bestritten werde, nach wie vor auf der Tagesordnung stünden und täglich thematisiert werden müssten.