Es ist noch gar nicht so lange her, da ließ Efgani Dönmez an der Integrationspolitik von Sebastian Kurz (ÖVP) kein gutes Haar. Von doppelbödigen Spielchen war da die Rede und davon, dass man mit tatkräftiger Unterstützung der Volkspartei AKP-Ableger salonfähig mache und sie hofiere.
Am Freitag war davon nichts mehr zu hören, denn seit diesem Zeitpunkt sind der Ex-Bundesrat der Grünen und der ÖVP-Chef ein glückliches Paar – beide ziehen gemeinsam in den Wahlkampf.
Fünfter Platz auf der Bundesliste
Bei den Grünen wäre Efgani Dönmez wohl nichts mehr geworden und zog vor wenigen Wochen mittels Parteiaustritt die Konsequenzen. Zu vernünftig klang seine Einstellung zu Flüchtlingen, Kopftuch und Integration. Doch jetzt öffnet sich dem in der Türkei geborenen 38-Jährigen plötzlich eine neue Karrierechance. Er bekommt auf der Liste Kurz den prominenten fünften Platz auf der Bundesliste.
Kurz wirbt mit Erdogan-Fan auf Wahlplakat
Heftige Kritik an seinem jetzigen Chef übte Dönmez, als sich Sebastian Kurz 2013 mit dem ÖVP-Nationalratskandidaten Hasan Vural auf Plakaten mit türkischer Aufschrift abbilden ließ. Dönmez behauptete auf seiner Homepage, Vural gehöre dem Umfeld der UETD an – des hier tätigen Ablegers der AKP, der Partei des umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Eigentlich logisch, denn die AKP war damals noch als Beobachter der Europäischen Volkspartei zugehörig, in der auch die ÖVP vertreten ist
Kurz und Vural bis heute ein Team
Diese Mitgliedschaft endete 2014 und auch Kurz hätte klüger werden können, wie er es auch in vielen anderen Bereichen vorgibt. Doch ein Blick auf die Homepage des umtriebigen ÖVP-Türken Hasan Vural zeigt: Immer noch findet sich ein gemeinsames Foto mit dem mittlerweile zum Parteiobmann aufgestiegenen Außenminister auf der Startseite. Und Vural setzt offenbar auf das von Kurz beworbene Vorzugsstimmenmodell. Er will sein:
Ihre Stimme im Nationalrat. Einer, aus der Mitte des Volkes. Einer, wie jeder von uns.
Kurz macht Fotos mit Erdogan-Fans und Dönmez, der diese schon einmal mit einem One-Way-Ticket in die Türkei schicken wollte, kandidiert auf seiner Liste. Wie passt das zusammen? Vielleicht so, dass beide nur mit Worten stark sind, aber dann gerne einknicken. Dönmez etwa entschuldigte sich 2013 auf Druck der Grünen Parteispitze für seine Kritik an den integrationsverweigernden Türken im Land.
Treffen mit Identitären wurde Dönmez zum Verhängnis
Viel hat ihm das nicht gebracht. Dönmez, der im Oktober 2015 beim oberösterreichischen Landesvorstand in einer Abstimmung sein Bundesratsmandat verlor, musste im Mai dieses Jahres die Grünen endgültig verlassen. Der Anlass war, dass ihm die Partei einen Besuch mit dem Chef der Wiener Identitären, Martin Sellner, in einem Flüchtlingswohnprojekt in Leonding bei Linz untersagt hatte.