Die Aufgabe eines kritischen Journalismus ist die Kontrolle der Mächtigen. In Österreich ist das anders. Da kontrolliert der Journalismus, von der Regierung mit hunderten Inseratenmillionen bezahlt, hauptsächlich die Opposition. Heute wurden die Medienkonsumenten Zeugen einer Ausnahme zu dieser Regel. Die Mainstream-Medien – ausgenommen der immer noch zudeckende ORF – berichteten breit über die Verhaftung des engsten Kanzler-Beraters Tal Silberstein in Israel. Doch auch das ist nicht ohne Vorgeschichte.
Unzensuriert berichtete als erstes Medium in Österreich
Denn unzensuriert ist es zu verdanken, dass diese Nachricht die Medienkonsumenten – und die besonders betroffene SPÖ – nicht völlig aus heiterem Himmel trifft. Denn unzensuriert informierte bereits im Dezember 2016 über schwere Vorwürfe gegen Silberstein und seine Geschäftspartner. Es ging um eine Korruptionsaffäre in Rumänen, damals existierte rumänischen Medienberichten zufolge sogar ein Haftbefehl gegen den Kern-Berater.
Mainstream schwieg über pikante Affäre
Warum folgte nicht schon damals zumindest ein lautes Rauschen im Blätterwald? Ganz einfach, weil der Mainstream die für den Kanzler überaus pikante Affäre einfach totschwieg. Dies gelang jedoch nur knapp einen Monat lang. Dann nämlich griff der ehemalige ÖVP-Generalsekretär Werner Amon den unzensuriert-Bericht auf und stellte, darauf aufbauend, dem Kanzler einige parlamentarische Fragen.
Kern hielt Vorwürfe für „völligen Unsinn“
Zwar rückten sofort willfährige Schreiber – etwa im Magazin NEWS – aus, die Silberstein von den Vorwürfen weitgehend freischrieben, dennoch landete die Angelegenheit sogar in einer ORF-Pressestunde, wo der Kanzler jedoch noch vermeinte, sich der Angelegenheit unwirsch entledigen zu können, was im Rückblick betrachtet gar nicht gut aussieht. FPÖ-TV hat die Passagen – auch bezogen auf die Amon-Anfrage – aus dem Archiv geholt.
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Die sonstigen Reaktionen aus dem „kritischen Journalismus“ haben wir damals zusammengefasst. Die Quintessenz: Wer basierend auf unzensuriert eine parlamentarische Anfrage stellt, bedient sich einer schlechten Quelle, ja sogar, wie der Falter formulierte, einer der „aggressivsten Online-Dreckschleudern des Landes“. Und überhaupt: Was nicht im Mainstream steht, ist nicht recherchiert und daher unwahr. Daran glaubten die Damen und Herren aus der Branche so fest, dass niemand seither auch nur eine Sekunde in eine Recherche zu dieser Angelegenheit, etwa in Rumänien oder auch in Israel, investierte.
Unzensuriert nannte Namen der heute Verhafteten schon im Dezember
Und dann platzt heute früh also die Bombe. Silberstein wird verhaftet, ebenso wie der Milliardär Beny Steinmetz und Shimon Sheves, der einstige Büroleiter des ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin. Beide – Steinmetz und Sheves – waren bereits im unzensuriert-Artikel vom Dezember als Verdächtige genannt.
Heute wollen es alle schon immer gewusst haben
Und heute? Heute erfahren wir etwa aus dem Kurier: „Vorwürfe gegen Silberstein und Steinmetz nicht neu“. Ach wirklich? Für Kurier-Leser aber schon. Und Gerald John richtet dem Kanzler im Standard aus: „In Rumänien etwa haben Korruptionsjäger den Unternehmer schon seit 2015 im Visier, die Causa liegt längst bei Gericht. All das hat sich spätestens mit Beginn des aktuellen Jahres nach Österreich herumgesprochen.“ – Ja, wo denn? Im Standard wohl nicht…
Weitere Vertuschung durch Mainstream verhindert
Jetzt sehen also alle den Kanzler unter Druck, weil er nicht rechtzeitig reagiert hat. Unzensuriert jedoch ist es alleine zu verdanken, dass sich Kern wenigstens das vom Mainstream vorwerfen lassen muss. Hätten wir damals die Vertuschung durch die regierungsfinanzierten Medien nicht durchkreuzt, hieße es heute wohl: Kern ist schuldlos. Wie hätte er so etwas auch ahnen können?