Experten und Kenner des Politischen Systems in Österreich verblüffen in den letzten Tagen und Wochen mit einer Analyse, die vorerst noch hinter vorgehaltener Hand verbreitet wird: Sebastian Kurz und seiner „Neuen ÖVP“ könnte das Schicksal des Team Stronach bevorstehen – und das schon bald nach der geschlagenen Nationalratswahl am 15. Oktober.
Nur vier Kandidaten mit politischer Erfahrung
Unter den ersten 20 Kandidaten auf der Bundesliste können gerade einmal vier, inklusive Sebastian Kurz, auf politische und parlamentarische Erfahrung zurückgreifen. Das könnte nach erfolgter Wahl zu Abgängen führen: Zurück ins Privatleben oder sogar in eine andere Fraktion.
Der Elchtest nach einem Einzug dieser, außer Sebastian Kurz und seiner Generalsekretärin Elisabeth Köstinger, allesamt unabhängigen Kandidaten und somit ohne ÖVP-Parteibuch könnte dann spätestens nach der Konstituierung des Parlamentsklubs der „Liste Kurz – Neue ÖVP“ erfolgen. Traditionelle Bereichssprecherfunktionen und Vorsitze in Ausschüssen und Regierungsämtern werden wohl weiterhin im Netzwerk der ÖVP-Bünde verbleiben. Das könnte zu Frustration und Resignation führen.
Alt-Seilschaften mobilisieren schon jetzt gegen Grünberg & Co.
Und diese Frustration und Resignation könnte auch aus dem laufenden Wahlkampf mitgenommen werden. Schon jetzt mobilisieren nämlich Alt-Seilschaften in den ÖVP-Bünden gegen die neuen Quereinsteiger und Experten. Paradebeispiel ist etwa die Tiroler Volkspartei, wo nicht nur einem Manager des Kurz-Teams bereits der Sessel vor die Tür gestellt wurde, sondern wo auch ein Vorzugsstimmenwahlkampf der besonderen Art geführt wird.
Ziel der Kampagne aus den Reihen der ÖVP-Frauenbewegung und der Jungen ÖVP ist ausgerechnet Kira Grünberg, Nummer eins auf der Landesliste und von Sebastian Kurz höchstpersönlich eingesetzt. Sie will man auf Landesebene durch Vorzugsstimmen vom Stockerl stoßen.