Wer sonst als die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) wäre zuständig, wenn am Friedhof Neustift am Walde – so die Behauptung der Wiener Naturwacht – ein Biotop mit selten vorkommenden Tieren zerstört wird? Die rote Stadträtin schweigt aber dazu. Zwei Mail-Anfragen von unzensuriert an das Büro von Sima blieben bis dato unbeantwortet.
Natur- und Tierschutz ignoriert
Allein schon das ist ein Skandal. Medien einfach keine Antwort zu geben, wenn die Fragen unangenehm oder unbequem sind, zeugt nicht gerade von einem modernen Demokratieverständnis. Allerdings ist es in Wien offenbar auch mit dem Umwelt- und Tierschutz nicht weit hergeholt, betrachtet man ein geplantes Wohnbauprojekt auf einem ehemaligen Gärntnereigelände auf dem Neustifter Friedhof im 18. Gemeindebezirk Währing.
Bei Lokalaugenschein angeblich nichts gesehen
Die Wiener Naturwacht schlägt seit Wochen Alarm, dass auf dem Areal ein Biotop einfach zugeschüttet wurde und damit streng geschützten Tieren, wie Smaragdeidechsen, Schlangen und Salamander der Lebensraum genommen wurde.
Als sich die Naturwacht bei der Wiener Umweltanwaltschaft darüber beschwerte, kam die schriftliche Antwort, dass mit der Zuschüttung des Biotops nicht gegen das Wiener Naturschutzgesetz verstoßen wurde. Ein Sachverständiger der Magistratsabteilung 22 (Umweltschutz) habe bei einem Ortsaugenschein die Reptilien nicht gesehen. Wen wundert s, wurde dieser Augenschein, wie die MA 22 selbst schreibt, doch am 7. November 2017 durchgeführt – und um diese Jahreszeit sind die genannten Arten bereits im Winterschlaf.
Grundstück praktisch hergeschenkt
Zum Schweigen von SPÖ-Umweltstadträtin Sima und dem Umwelt- und Tierschutzskandal, gesellt sich in dieser Causa aber noch eine andere aufklärungsbedürftige Begebenheit: Das Grundstück wurde, wie die Kronen Zeitung berichtet, dem Bauträger praktisch geschenkt. Die Krone schreibt:
Laut Kaufvertrag (die “Krone” hat das Papier) verkaufte die Friedhöfe Wien GmbH als Tochterunternehmen der Stadtwerke das wertvolle Bauland um nur 765.053 Euro an den Wohnfonds Wien. Das macht einen Quadratmeterpreis von 109,70 Euro. Nach Einschätzung von Immobilienmaklern kostet der Quadratmeter in dieser Top-Lage jedoch etwa 1400 Euro, also das Dreizehnfache (!) der verlangten Summe.
Der Wohnfonds Wien erteilte dann – ebenfalls günstig – der EBG (Gemeinnützige Ein- und Mehrfamilienhäuser Baugenossenschaft) das Baurecht für einen Jahreszins von 49.896 Euro. Die EBG wird auf dem Grund ab März 70 Wohnungen bauen, nur 25 werden sehr günstige “Smartwohnungen”.
Kein Protest der grünen Bezirksvorsteherin
Die Zeitung wundert sich dann noch, dass Währings grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek nicht heftig gegen das Projekt protestierte. Warum wohl? Vielleicht deshalb, weil es ja ihre Parteifreunde vom Stadtplanungsressort waren, die der lukrativen Umwidmung von Grün- in Bauland zustimmten? Der Turmbau beim Eislaufverein läßt grüßen…