Als die Ermittler des Schweizer Nachrichtendienstes NDB das Verschwinden eines Labor-Wissenschaftlers aufklären sollen, ahnen sie nicht, dass sie in einen ihrer gefährlichsten und bedrohlichsten Fälle gedrängt werden. Besagter Chemiker ist nämlich der Ehegatte einer renommierten Privatbank-Besitzerin, über deren Institut ein Finanzvehikel gemanagt wird, das sich “Nukleus” nennt und mit dem die Schweizer Regierung die finanzielle Zukunft ihres Landes absichern will.
Ein Fonds, der wie ein souveräner Staat auftritt
Details über den vermeintlich segensreichen Fonds kennen allerdings nur wenige Entscheidungsträger im Dunstkreis der Privatbank – aus gutem Grund. Denn tatsächlich soll der enorm rasch an Volumen gewinnende Nukleus-Fonds in erster Linie als Machtinstrument fungieren und ist selbst so gut wie unangreifbar. Der Fonds ist nämlich weder klag- noch belangbar und kann im Ernstfall die Vermögen aller Anleger buchstäblich beschlagnahmen. Doch das weiß außer einem erlauchten Kreis von Insidern niemand.
Ein zu neugieriger Minister wird mundtot gemacht
Der neue Schweizer Finanzminister ist der erste Außenstehende, der sich die Mühe macht, die komplizierten und für Laien kaum entzifferbaren Geschäftsbedingungen des Fonds aufzuschlüsseln – und stößt auf brisante, ja katastrophale Fakten. Er beauftragt das NDB-Team um Carl Brun, in dieser Sache diskret weiter zu recherchieren. Denn offiziell waren sie von ganz oben schon bald zurückgepfiffen worden. Kaum ist der diskrete Auftrag erteilt, wird der Minister von Unbekannten brutal niedergeschlagen und liegt halbtot im Koma. Auf seinem Privat-Rechner daheim werden Dateien mit Kinderpornos installiert, die im Falle seines Überlebens “gefunden” werden sollen.
Ein Netz aus Machtmissbrauch und Korruption
Brun und seine Leute stoßen alsbald auf ein gefährliches Geflecht aus einer PR-Agentur, die im Sinne der Regierung und ihrer Hintermänner die öffentliche Meinung dirigiert (und den Anlegern Nukleus schmackhaft macht), ein Londoner Sicherheitsunternehmen, das nicht nur das Internet, sondern auch lebendige Personen überwacht und bei Bedarf korrigierend eingreift, einen korrupten Nachrichtendienst-Chef sowie skrupellose und nicht weniger korrupte Politiker – und nicht zuletzt auf den ehemaligen Weltbankchef Gabriel Kolko, der nun als Vertreter eines US-Fonds auftritt und die Fäden rund um Nukleus zieht.
Nationalstaaten gibt es nur noch zur Volksberuhigung
Was folgt ist ein beängstigend realistischer Finanz-Thriller, der zeigt, nach welchen Mechanismen heutige Geld- und Wirtschaftspolitik abläuft. Politiker und hohe Beamte sind längst zu Abnickern degradiert worden, die im Sinne mächtiger Lobbys und Fondsmanager agieren, vermeintliche Nationalstaaten und Grenzen dienen nur noch der Einlullung der Bürger, denn die internationalen Geldströme folgen längst ganz anderen Prioritäten.
Parallelwelt privater Sicherheitsdienste
Das Team um Carl Brun ist weitgehend auf sich allein gestellt und muss teilweise sogar gegen die eigenen Leute im NDB arbeiten. Besonders brenzlig wird es, als sich besagte Londoner Sicherheitsfirma, eine Art Privatarmee, einschaltet und eine Mitarbeiterin Bruns entführt und foltert, um Brun zur Aufgabe zu zwingen. So, wie es aussieht, hat die Nukleus-Clique gewonnen. Doch dann bringt ausgerechnet die heroinsüchtige Privatbank-Chefin die überraschende Wende.
Autorin bringt viel Fachwissen mit
Autor Frank Jordan alias Monika Hausamann hat selbst lange Jahre im PR-Bereich gearbeitet. “Der Fond” ist nach “Die Ministerin” bereits das zweite Buch rund um den NDB-Ermittler Carl Brun und sein Team. Wie viel eigene Erfahrungen die gebürtige Schweizerin in diesem Buch eingebaut hat, bleibt offen. Die Details der Finanzwelt und ihrer Machtinstrumente wirken, wenn nicht selbst erlebt, so doch gut recherchiert, ebenso wie die Einblicke in Arbeit, Taktik und Ausbildung der Nachrichtendienste. Der Leser sollte allerdings viel Sitzfleisch mitbringen – “Der Fonds” erstreckt sich über 596 Seiten.
Frank Jordan. Der Fonds – Kein Fall für Carl Brun. Das Buch kann zum Preis von ? 26,90 über die Buchhandlung Stöhr bezogen werden.