Fast alle Jahre passiert es – und jetzt hat es wieder einmal Personen erwischt, die des Spendenbetrugs überführt werden sollen. In der Steiermark muss sich ein Ex-Paar vor Gericht verantworten, weil es Spendengelder – unter anderem für behinderte Kinder – in die eigene Tasche gesteckt haben soll.
65.000 Euro selbst eingesteckt
Laut Staatsanwältin richtete das ehemalige Paar 2014 und 2015 zunächst offiziell Spendenverträge für einen Verein für Rettungs- und Therapiehunde ein und stellte dafür Werber an. 65.000 Euro an Bargeldspenden sollen die beiden laut Staatsanwältin aber selbst eingesackt haben.
Dann gründeten sie laut Staatsanwaltschaft sogar selbst Vereine, nämlich den “Verein zur Rettung von Kindern mit Handicap” und den Verein “Menschen für Menschen”. Trotz der Verwechslungsgefahr mit dem Verein “Menschen für Menschen”, gegründet von Karlheinz Böhm, sei der Verein genehmigt worden, berichtet ORF Steiermark.
Perfider Betrug von Gutgläubigen
Für das Paar gilt die Unschuldsvermutung. Doch zeigt der neuerliche Fall von mutmaßlichem Spendenbetrug die Problematik vieler solcher Vereine auf. Oft wird mit dem Vorwand, Gutes für Menschen tun zu wollen, in die eigene Tasche gewirtschaftet. Auf perfide Art und Weise wird da das Geld von Gutgläubigen eingesammelt.
Kein Einzelfall – aber nur selten vor Gericht
Wird das Ex-Paar in der Steiermark verurteilt, ist es nur ein weiterer mutmaßlicher Betrugsfall in der Spendenbranche. So gab es in Österreich 2006 Betrugsermittlungen gegen die Chefin der “Frauenhelpline gegen Männergewalt”. Sie soll Anrufe potentieller Gewaltopfer bei der “Helpline” im Computer vervielfacht haben, um die hohen Subventionen durch das Familienministerium zu rechtfertigen. Der Fall wurde letztlich aus “Mangel an Beweisen” eingestellt. Für mediale Aufregung sorgten ab 2005 auch die Vorgänge im Obdachlosenverein “Neunerhaus”, der damals vom heutigen grünen Neubauer Bezirksvorsteher Markus Reiter geführt wurde. Auch hier kam es trotz zahlreicher, eindeutiger Indizien nie zu ernsthaften Konsequenzen, zu gut politisch vernetzt war Reiter.
Obdachlosen-Chef fuhr Maserati
Besonders in Erinnerung ist auch die Affäre um die “Treberhilfe” in Deutschland. Jener Berliner Obdachlosenverein wurde des Betrugs überführt, als der Chef des Vereins, ein ehemaliger Obdachloser, eine Geldbuße für seinen Maserati nicht zahlen wollte. Es kam unter anderem heraus, dass der Mann mehrere hunderttausend Euro Jahresgehalt bezog.
Gemeinnütziger Verein ist sicherer Weg zum Geldeinsammeln
Ein deutscher Staatsanwalt brachte es damals in einem TV-Interview auf den Punkt: “Wer heutzutage eine Bank überfällt, geht ein unnötiges Risiko ein. Völlig problemlos kann man Geld einsammeln, wenn man einen gemeinnützigen Verein gründet und sich selbst als Geschäftsführer mit entsprechendem Gehalt einsetzt. Da ist man keiner Behörde und keinem Finanzamt Rechenschaft schuldig, sondern nur den Vereinsmitgliedern. Und die kann man sich ja selbst aussuchen.”