Wie weit reicht die Macht von Christian Kern in seiner Partei eigentlich? Bis ins Burgenland anscheinend nicht. Denn dort findet es Landeshauptmann Hans Niessl – und wohl auch sein Nachfolger Hans Peter Doskozil – überhaupt nicht gut, was ihr Bundesparteichef als Oppositionspolitiker aufführt.
SPÖ-Niessl lobt FPÖ-Innenminister Kickl
Während Kern alles schlecht redet, was die schwarz-blaue Regierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache macht, trägt die SPÖ im Burgenland Entscheidungen der Koalition gerne mit. Niessl tanzt sogar soweit aus den Reihen, dass er keine Gelegenheit auslässt, den blauen Innenminister Herbert Kickl dafür zu loben, weil er die Grenzkontrollen immer wieder verlängert.
Und Hans Peter Doskozil, der das Zepter von Niessl möglicherweise noch heuer übernehmen wird, befürwortete lautstark die Kürzung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder. Damit widersprach er völlig der Parteilinie – und gab Kurz und Strache recht.
SPÖ-naher ORF-Stiftungsrat stimmte für Steger
Saß der Stachel der Roten aus dem Burgenland ohnehin schon tief im Fleisch ihres Vorsitzenden Christian Kern, bohrte er sich am Donnerstag noch weiter hinein. Denn da stimmte Werner Dax als Vertreter des Burgenlandes als einziger SPÖ-naher Stiftungsrat für FPÖ-Mann Norbert Steger als Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates. Das sorgt nun für noch mehr Unruhe unter den einst so geschlossenen Roten, zumal über das Motiv von Werner Dax für sein Handeln gerätselt wird.
Stiftungsräte im ORF sind weisungsfrei
Vielleicht hat Dax Norbert Steger einfach als geeignet für diese Position gehalten und daher seine Stimme dem FPÖ-Mann gegeben. Die Antwort aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Niessl, die die Tageszeitung Österreich veröffentlichte, lässt diesen Schluss jedenfalls zu:
Unser Stiftungsrat hat Steger einige Fragen gestellt – als die beantwortet waren, hat er abgestimmt. Er ist ja weisungsfrei.