Heumarkt

Die Zeit läuft ab: Im Juni könnte die UNESCO in Bahrain der Wiener Innenstadt den Welterbestatus aberkennen.

29. Mai 2018 / 11:00 Uhr

Hochhaus am Heumarkt: Wiens Welterbe-Beauftragter am Welterbe gar nicht interessiert?

Heuer verlangte die UNESCO Auskunft zur Redimensionierung des Bauprojekts am Heumarkt. Dort, am Eingang zur Wiener Innenstadt, hatten Stadträtin Maria Vassilakou und Ex-Bürgermeister Michael Häupl dem Immobilienspekulanten Michael Tojner einen Gefallen getan und ein überdimensioniertes Hochhaus genehmigt.

Nach wie vor weist die Stadtkarte keine Abänderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes enthalten! Dieses Plandokument erlaubt noch immer den 66 Meter hohen Wohnturm.

UNESCO-Kritik aufrecht

Die UNESCO steht diesem Projekt kritisch gegenüber und verlangt auch eine Nachschärfung der Stadtplanungsinstrumente Hochhauskonzept 2014 und Masterplan Glacis, um den Schutz der Welterbezone “nachhaltiger zu gewährleisten”. Sollten die Vorgaben des Welterbe-Komitees nicht umgesetzt werden, droht der Wiener Innenstadt bei der Sitzung des Komitees Ende Juni in Bahrain die Aberkennung des Welterbestatus.

Wiens Welterbe-Beauftragten im Dienste der rot-grünen Stadtregierung

Rund um das Heumarkt-Projekt erweist sich die Rolle von Rudolf Zunke als interessant. Er wurde 2008 zum Wiener Welterbe-Beauftragten bestellt. Bis dahin war er Referent der Wiener Baudirektion und die Welterbe-Angelegenheiten Chefsache und beim Stadtrat bzw. Planungsdirektor beheimatet.

Zunke, der sich selbst als “Stadtplaner, Historiker, UNESCO-Welterbekenner und leidenschaftlicher Weltverbesserer in der Wiener Stadtverwaltung” sieht, vertritt jedoch eher die Interessen der rot-grünen Stadtregierung für das überdimensionierte Heumarkt-Hochhaus als jene des Welterbeschutzes.

Während er 2008 noch gesagt hatte, dass er sich “im Zusammenhang mit dem Welterbe absolut nicht vorstellen kann, dass es dort zu höheren Bauten kommen kann”, gab er bei der Tagung “Prag weltweit” die Stellungnahme ab:

Die UNESCO braucht man nicht fürchten. Es ist alles ein politisches Tauschgeschäft.

Nun fragen sich die Wiener, was denn gegen den Welterbestatus eingetauscht wurde?

Oberster Welterbe-Beauftragter fürchtet sich nicht vor Welterbe-Aberkennung

In einem Interview im Wirtschaftsmagazin ego bekannte Zunke schließlich, dass er “keine Angst habe, wenn Wien von der Liste der Kulturerbe entfernt wird”. Es scheint, dass Wiens Oberster Welterbe-Beauftragter das Welterbe gar nicht mehr unterstützt.

Es ist bemerkenswert, dass Herr Ex-Bürgermeister Michael Häupl, dem die Magistratsdirektion mit Erich Hechtner, Stadtbaudirektorin Brigitte Jilka und Planungsdirektor Thomas Madreiter unterstanden, seinem Weltkulturerbe-Beauftragten solche Aussagen im Ausland verbreiten ließ.

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