Die Verurteilung des einstigen Finanzchefs des Vatikans und damit dort dritthöchsten Mannes, Kardinal George Pell, durch die Justiz seines Heimatlandes Australien wegen sexuellen Missbrauchs hat Wellen rund um den Globus geschlagen. Reihenweise wollen nun amtskirchliche Spitzenkräfte nicht auf die Angelegenheit und die Person des kürzlich noch so hochgeschätzten Mitbruders angesprochen werden, ganz im Sinne der drei Affen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.
Kleinlaute Bischofskonferenz
In ihrer offiziellen Erklärung jammerte die amtskirchliche Bischofskonferenz für Katholiken in Australien, die Verurteilung von Kardinal Pell habe viele und gerade die Bischöfe geschockt. Kleinlaut erklärte der Konferenzvorsitzende Erzbischof Mark Coleridge, man respektiere das Justizsystem Australiens samt dem Fortgang der juristischen Aufarbeitung und forderte sogar auf, für die Missbrauchsopfer und die ihnen Nahestehenden zu beten.
Vatikan in der Defensive
In dieselbe Richtung geht die Reaktion des Vatikans: Man habe den höchsten Respekt vor den zuständigen Autoritäten Australiens und unterstütze die (kleinlaute) Linie der australischen Bischofskonferenz. Ja besser noch, dem verurteilten Kardinal Pell sei einstweilen jede öffentliche Tätigkeit im Namen der Kirche wie Kontakt mit Minderjährigen untersagt. Dem Vernehmen nach soll es eine eigene vatikanische Untersuchung gegen Kardinal Pell geben.
Kein Wort mehr davon, Australien müsse endlich mehr seine Grenzen für (islamische) Zuwanderer öffnen oder Vorwürfe gegen Amtskirchenvertreter seien Verleumdung oder überhaupt als irrelevant zu betrachten. Keine vatikanischen Anwürfe gegen die Mitte-Rechts-Regierung bzw. rechtsgerichtete Regierung Australiens. Der Vatikan und nicht nur die australische Bischofskonferenz sind wohl wirklich in die Defensive geraten.
Weltkirchliche Auswirkungen
Was amtskirchlicherseits möglichst verschwiegen wird, ist der Umstand, dass bis vor kurzem Kardinal Pell dem engsten Beratergremium von Papst Franziskus angehörte, auch genannt K9-Rat. Kardinal Pell ist nun nicht das einzige Mitglied, dass diesem scheinbar erlauchtem Spitzengremium in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen abhanden kam. Ein ähnliches Schicksal traf Kardinal Francisco Ossa, gegen den die chilenische Justiz ermittelt. Über den weiterhin in diesem Gremium vorhandenen Kardinal Maradiaga aus Honduras wusste selbst ein so amtskirchenfrommes Internetorgan wie kath.net schon höchst unappetitliches zu berichten.
Man fragt sich, ob von all den Machenschaften seiner Kollegen in diesem für viele Katholiken längst berüchtigten Beratergremiums des Papstes ein weiteres Mitglied nichts mitbekommen haben soll: Kardinal Reinhard Marx. Ja richtig, genau der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München-Freising, welcher sich mit seinen Hasstiraden gegen AfD-Wähler wie Anwürfe selbst gegen die Bayerische Staatsregierung unrühmlich einen Namen gemacht hat.
Was kümmert mich der Bruder
Gerade bei ihm ist jetzt wohl Wegducken angesagt, nach dem Grundsatz, man habe von allem nichts gewusst und was habe man denn überhaupt mit engsten Weggefährten in der eigenen Amtskirche, genannt Mitbrüder, zu tun
Schon früher war ja gemutmaßt worden, dass die Attacken amtskirchlicher Kreise gegen die AfD, kleinere rechte Gruppierungen und mitunter selbst gegen die bayerische CSU, vor allem ein Ablenkungsunternehmen sind. Manch einer hatte diesen Verdacht auch schon, wenn Amtskirchenvertreter in Österreich gegen “rechts” zu Felde zogen. Manche Tirade des noch amtierenden Bischofskonferenzvorsitzenden und Kardinals Schönborn lädt da zumindest im Nachhinein zu genauerer Betrachtung ein.