Die türkischen Kommunalwahlen haben einen großen Verlierer: Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und seine islamistische AKP. Die Metropolen Ankara und Istanbul gingen nämnlich an die Opposition. Obwohl Erdogan selbst auf keinem Stimmzettel gestanden hat, wurde der Urnengang in den türkischen Städten und Gemeinden zu einer landesweiten Abstimmung über seine Regierungspolitik als Staatspräsident. Die Hauptstadt Ankara, wo die AKP seit 25 Jahren ununterbrochen regiert hatte und Istanbul, wo Erdogan seine erfolgreichen politischen Anfangsjahre verbracht hatte, sind laut Sadi Güven Imamoglu, dem Chef der Hohen Wahlkommission, an Kandidaten der sozialdemokratischen CHP verlorengegangen.
In Istanbul liegt die CHP mit 28.000 Stimmen vor der AKP, in Ankara ging die Wahl mit 51 zu 49 Prozent zu Lasten des AKP-Bürgermeisterkandidaten aus. Und auch in Izmir konnte die CHP Erdogans AKP schlagen.
Wirtschaftspolitik und Autokratismus als Ursache
Erdogans Macht scheint zunehmend zu bröckeln. Vor allem die aktuelle Wirtschaftspolitik und der wachsende Autokratismus des Staatspräsidenten und seines Regimes scheint viele Türken abzustoßen. Die im letzten Jahr explodierende Arbeitslosigkeit und die wachsende Inflation haben nicht nur die ärmeren Schichten sondern auch den türkischen Mittelstand ins Abseits gebracht. Jetzt suchen viele nach einem Weg jenseits von Erdogan und wählen diesen auch.