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Hermine Orian

Hermine Orian (105) wartet in Südtirol immer noch auf die österreichische Staatsbürgerschaft. Aber nur die FPÖ will sie ihr geben.

21. Mai 2024 / 09:28 Uhr

Fall „Orian“: Tiroler unterstellen ÖVP-Mandataren „Wortbruch“ und „Verrat“

Von „Wortbruch“ und „Verrat“ spricht der Obmann des Andreas Hofer-Bund für Tirol (AHBT), Alois Wechselberger, in einem Schreiben an ÖVP-Klubobmann August Wöginger, weil seine Partei die Staatsbürgerschaft für die 105-jährige Südtirolerin Hermine Orian abgelehnt hatte.

ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos lehnten Antrag ab

Wie berichtet, gab es am 15. Mai einen vom Tiroler FPÖ-Nationalratsabgeordneten Peter Wurm eingebrachten Entschließungsantrag bezüglich der Verleihung der Staatsbürgerschaft für die verdiente Tirolerin, die als Österreicherin geboren worden war und als Österreicherin sterben möchte. Doch ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos zeigten der letzten Katakomben-Lehrerin, die dem Faschismus getrotzt und unter großem persönlichen Risiko dazu beigetragen hatte, die deutsche Sprache und Kultur im südlichen Tirol zu erhalten, die kalte Schulter.

Von Schutz der Autonomie keine Rede

Dieses Verhalten der Parteien, insbesondere der ÖVP, sorgt nun für Unmut in Tirol. In einem Schreiben an ÖVP-Klubobmann August Wöginger zerlegt AHBT-Obmann Wechselberger den parlamentarischen Südtirol-Ausschuss. Es könne kaum die Rede davon sein, dass dieser Ausschuss die Autonomie Südtirols überwache, schrieb Wechselberger. Beim Vorsitzenden des Ausschusses, Hermann Gahr, sowie beim Tiroler Nationalratsabgeordneten Franz Hörl (beide ÖVP) nimmt Wechselberger sogar die Begriffe „Wortbruch“ und „Verrat“ in den Mund, weil diese – so der AHBT-Obmann – dokumentierte Unterstützungszusagen von Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) weder berücksichtigt, noch eingehalten hätten.

ÖVP-Gahr kritisiert eigene Partei

In einer Mail, die unzensuriert vorliegt, nahm Hermann Gahr gegenüber den Vorwürfen von Alois Wechselberger Stellung. Er schrieb:

Sehr geehrter Obmann, lieber Alois! Darf dir versichern, dass ich mich für Frau Orian bestmöglich eingesetzt und verwendet habe. Leider wurden meine Bemühungen nicht gehört. Es ist für mich auch enttäuschend und unbefriedigend.

Hörl für “Politshow” nicht zu haben

Während sich der Südtirol-Ausschuss-Vorsitzende Gahr in einem Schreiben an Wechselberger also „enttäuscht“ von der eigenen Partei zeigte, hatte Franz Hörl eine kuriose Ausrede für seine Ablehnung parat. Er schrieb – ebenfalls in einer Mail – an den AHBT-Obmann:

Geehrter Herr Obmann, lieber Alois. Ganz einfach, weil der Antrag des Kollegen Wurm reine Politshow ist und war! Du als Profi weist genau, dass so ein Anliegen nicht auf der „großen“ Bühne geklärt werden kann! Sondern direkt mit Außenminister und möglicherweise dem Bundespräsidenten!  Nachdem mehrere Anläufe gescheitert sind, war dieser Antrag des Kollegen Wurm einzig und allein eine Show, die ihm und der FPÖ helfen sollte und wohl bei deinem Klientel auch hilft. Dafür bin ich nicht zu haben.

Hörl hat also bei der „Peinlichen Bankrotterklärung im Kampf um Staatsbürgerschaft“ (wie es die Kronen Zeitung ausdrückte) mitgemacht, weil er für eine „Politshow“ der FPÖ nicht zu haben sei. Der sehnlichste Wunsch von Hermine Orian, „ich will als Österreicherin sterben“, spielte dabei offenbar keine Rolle.

Im Anhang finden Sie das Originalschreiben vom Obmann des Andreas Hofer-Bund für Tirol, Alois Wechselberger, an den ÖVP-Klubobmann August Wöginger:

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