Österreich ist im Pressefreiheits-Index 2024 von Reporter ohne Grenzen (ROG) von Platz 29 im Vorjahr auf Platz 32 in diesem Jahr abgerutscht und liegt somit hinter Moldau und vor Mauretanien. Warum das so ist, bewiesen die Medien eindrucksvoll, als sie über das Ergebnis berichteten.
SPÖ-naher Experte
Denn schuld an dem bisher schlechtesten Ergebnis für das Land sei – schwer zu erraten – natürlich die FPÖ. Das behauptet zumindest Fritz Hausjell, Präsident von ROG Österreich, gegenüber der APA. Hausjell ist nicht etwa ein unabhängiger Experte dieser NGO, sondern gehört laut Wikipedia dem “Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen” (BSA) an. Als solcher hat er gegen die Blauen Stimmung gemacht – er bezeichnete es als „Katastrophe für unabhängigen und vielfältigen Journalismus“, käme die FPÖ in Regierungsverantwortung. Seine Behauptung fütterte der SPÖ-nahe Mann damit, dass die Freiheitlichen die Haushaltsabgabe abschaffen und den ORF auf andere Beine stellen wollen.
Problematisch enges Verhältnis zwischen Regierung und Medien
Bei Hausjells seherischen Fähigkeiten ging fast unter, dass der Tiefpunkt der Pressefreiheit in Österreich an ganz anderen Stellen zu finden ist. Zum Beispiel beim Einfluss der Regierung bei der Bestellung der ORF-Gremien, den bereits der Verfassungsgerichtshof (VfGH) kritisiert hat. Oder das hochproblematisch enge Verhältnis und die mutmaßlich korrupten Vorgänge zwischen den Regierungsparteien ÖVP und Grünen und etlichen großen Medienhäusern (Stichwort: Inserate). Diese Vorgänge sind wohl der wirtschaftlich dramatischen Situation der meisten Medien geschuldet – hier schnitt Österreich bei der Wertung übrigens am schlechtesten ab.
“Schwitzkasten-Affäre”
Anstatt die wirklichen Probleme beim Namen zu nennen, etwa, auch darüber zu schreiben, dass der Mainstream seit Corona massiv an Vertrauen bei den Konsumenten verloren hat, tut er es wieder und lenkt in der Berichterstattung über den Pressefreiheits-Index 2024 mit an Haaren herbeigezogenen Argumenten von den tatsächlichen Gründen ab. Als Beispiel für das historisch schlechteste Ergebnis in diesem Index nennt ROG allen Ernstes einen Vorfall bei einer FPÖ-Veranstaltung in Hartberg in der Steiermark, wo der ORF-Satiriker Peter Klien von einem Sicherheitsmann in den Schwitzkasten genommen worden sei. Verschwiegen wird geflissentlich, dass sich Klien damals ohne Genehmigung Zutritt in einen Backstage-Bereich verschaffte, in dem Journalisten nichts verloren hatten. Im öffentlichen Bereich konnte der „Gute Nacht Österreich“-Moderator stundenlang und ungestört seiner Arbeit nachgehen.
Selbstmordversuch und Abschiedsbrief erfunden
Diese Erklärung zur „Schwitzkasten-Affäre“ fehlte auch diesmal wieder in den Berichterstattungen, in denen der SPÖ-nahe Hausjell seine Version über den tiefen Fall der Pressefreiheit hierzulande erzählen durfte und auch prompt darauf vergessen hat, zu erwähnen, wie große Tageszeitungen einen “Selbstmordversuch” samt “Abschiedsbrief” eines parlamentarischen Mitarbeiters der Freiheitlichen einfach erfunden hatten. Wer so manipuliert, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Medien weiter an Vertrauen verlieren und die österreichische Pressefreiheit im nächsten Jahr irgendwo zwischen dem Iran und Eritrea (aktuell auf Platz 180) angesiedelt werden könnte.