Die Entscheidung fällt im Sommer, ob der Wiener Innenstadt der Welterbe-Status entzogen wird oder eben nicht.
Vertrag mit dem Staat Österreich
Denn Österreich ist mit der UNESCO einen Vertrag über die Erhaltung des Kulturerbes eingegangen. Aber mit dem Heumarkt-Projekt hat sich die damalige rot-grüne Stadtregierung über die eingegangenen Verpflichtungen mutmaßlich hinweggesetzt, weshalb die UNESCO Wien 2017 auf die „Rote Liste“ des gefährdeten Welterbes gesetzt hat.
Viel Kritik von UNESCO und Bürgern
Denn 2008 hatte der Investor Michael Tojner das Grundstück des Wiener Eislaufvereins erworben und von der rot-grünen Stadtregierung ein Hochhaus am Heumarkt, am Tor zur Innenstadt, gewidmet bekommen. Doch das beeinträchtigt das Stadtbild empfindlich: Ursprünglich war ein 73 Meter hoher Turm vorgesehen gewesen, gegen den nicht nur die UNESCO, sondern auch viele Bürger Sturm gelaufen sind.
Die rote Stadtführung änderte daraufhin die Pläne; Jetzt gibt es keinen Turm mehr, sondern eine 56,5 Meter hohe „Wohnscheibe“ und einen Neubau des Hotel Intercontinental mit 47,85 Meter Höhe – und jede Menge Lobbying von Seiten der Wiener Behörden.
Dreitägiger Lokalaugenschein
Doch die UNESCO forderte eine weitere Reduzierung der Bauhöhe, denn sonst gebe es bei den historischen Sichtachsen vom Belvedere aus „weiterhin große negative visuelle Auswirkungen“.
Sie wollte sich selbst ein Bild machen. Und so kam es am Montag zu einer Besprechung im Rahmen des dreitägigen Lokalaugenscheins in Wien. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte, dass er das Welterbe auf jeden Fall „erhalten und schützen“ wolle, ließ sich aber quasi eine Hintertür offen und erklärte die besondere Situation Wiens, wonach „das gesamte historische Zentrum Welterbestätte ist, und nicht nur vereinzelte Gebäude.“
Viele Worthülsen vom Bürgermeister
Er appellierte an die UNESCO-Fachleute, weil Wien doch bereits einen Großteil derer Empfehlungen in die Tat umgesetzt hätte. So gebe es seit 2021 etwa einen Management-Plan für die „Welterbestätte Historisches Zentrum von Wien“. Mit dem Bundesdenkmalamt sei ein Dach-Kataster der historischen Altstadt realisiert worden, und seit November 2023 sei der Schutz des Welterbes als Priorität in der Wiener Bauordnung verankert.
Doch das rettet den Anblick auf Wiens Innenstadt am Heumarkt nicht.
Appell an UNESCO
Auch die Umweltorganisation „Alliance for Nature“ war bei der Anhörung im Wiener Rathaus zu Gast. Man appellierte, Wien auf der Liste des gefährdeten Welterbes zu belassen, bis das Heumarkt-Projekt einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werde. Die Organisation hatte den ursprünglichen Feststellungsbescheid der Wiener Landesregierung beeinsprucht, weshalb das umstrittene Hochhausprojekt nicht in Angriff genommen werden konnte.
Signale gegen das Heumarkt-Projekt
Die Anhörung der UNESCO-Delegation lieferte ermutigende Signale in die Richtung, dass sich die UNESCO wohl kein X für ein U vormachen lässt. Es konnten diverse Schriftstücke an den Welterbe-Direktor Lazare Eloundou Assomo und seine Begleitung übergeben werden, und es stellte sich heraus, dass Heumarkt-kritische Briefe von Wienern durchaus gelesen und die Inhalte zur Kenntnis genommen worden sind.
Mitte Mai wollen die UNESCO-Fachleute jedenfalls einen Empfehlungsbericht verfassen, auf Basis dessen dann im Juli eine Entscheidung über den künftigen Welterbe-Status von Wien zu treffen sein wird.