Martin Graf, unzensuriert

Martin Graf ist der Gründer von unzensuriert. Die einseitige Berichterstattung im Mainstream hatte ihn zur Gründung des Internet-Mediums motiviert.

4. März 2024 / 10:31 Uhr

Gründer Martin Graf: „Ich wollte mit ‘unzensuriert’ ein Gegengewicht zur hochsubventionierten Medien-Landschaft schaffen“

Unzensuriert feierte im Februar sein 15-jähriges Bestehen. In einer Serie haben wir deshalb in den vergangenen Tagen die meistgelesenen Artikel von 2009 bis 2023 nochmals in Erinnerung gerufen. Zum Abschluss unserer Jubiläums-Berichterstattung sprachen wir mit dem Gründer von unzensuriert.

Nationalratsabgeordneter Martin Graf, damals Dritter Nationalratspräsident, hat unzensuriert 2009 gegründet. Warum eine alternative Medien-Stimme notwendig geworden war und welchen Stellenwert unzensuriert heute in der heimischen Szene hat, sagte Graf in einem Interview.

Pionier im alternativen Medien-Sektor

Unzensuriert: Herr Graf, “unzensuriert” ist aus der heimischen Medien-Szene heute nicht mehr wegzudenken. Das hätten Sie sich vor 15 Jahren wohl nicht gedacht.

Martin Graf: Ich bin total erfreut, dass unzensuriert jetzt schon 15 Jahre alt geworden ist, und darüber hinaus, dass die Gründung letztlich einen durchschlagenden Erfolg gebracht hat. Unzensuriert war das erste „Stand-Alone“-Internet-Medium österreichweit, wahrscheinlich sogar im deutschen Sprachraum, und Pionier im alternativen Medien-Spektrum.

Warum ist es wichtig, dass es “unzensuriert” gibt?

Die veröffentlichte Meinung war bis zum Jahr 2009 geprägt von der hochsubventionierten Medien-Landschaft, egal, ob es sich dabei um Print, Rundfunk oder Fernsehen gehandelt hat. Da sind in der Regel nur gefilterte Nachrichten gekommen. Es erfolgte vielfach keine objektive Berichterstattung, sondern mit Werten gepflasterte Artikel – und da war es notwendig, ein Gegengewicht zu erzeugen, quasi eine echte Medienvielfalt herzustellen. Es gab das Bedürfnis, auch Sichtweisen anderer, die geflissentlich verschwiegen wurden, im politischen, aber auch im gesellschaftlichen Diskurs darzustellen und diesen eine Stimme zu geben, eine Plattform zu schaffen, wo deren Meinungen zu lesen sind.

Einseitige Berichterstattung als Initialzündung für Gründung

Sie waren der Gründer von “unzensuriert”. Was war ausschlaggebend für die Gründung?

Ausschlaggebend war – und das gebe ich offen zu – die einseitige Berichterstattung in den österreichischen Medien zur Zeit, als ich Dritter Nationalratspräsident gewesen bin. Es gab speziell Untergriffe gegen mich, aber auch gegen die freiheitliche Partei. Ich wurde da massiv angeschrieben und egal, welches Interview ich gegeben hatte, es ist dann entweder gar nicht abgedruckt oder verfälscht gebracht worden. Oder es wurde mit seitenlangen Kommentaren versehen, die jedes Interview und jede Stellungnahme von mir letztlich entwertet haben. Das war dann die Initialzündung, wo ich gesagt habe, wir müssen irgendetwas schaffen, wo wir im Originalton auch unsere Meinung, aber auch die Meinung anderer Menschen bringen können.

Mit unzensuriert ist eine Medienvielfalt entstanden

Wenn man jetzt zurückblickt auf die Entwicklung des Internet-Mediums, das in einer Studie von “Reuters” zum erfolgreichsten alternativen Medium Österreichs gekürt wurde und das 2023 auch den Dinghofer-Medienpreis bekommen hat, macht es Sie stolz, “unzensuriert” gegründet zu haben?

Ja, freilich. Unzensuriert war ja nicht nur Pionier für alternative Medien, sondern aus der Redaktion von unzensuriert sind Journalisten erwachsen, die eigene Medien gegründet haben. Wenn wir heute die alternative Berichterstattung in den sozialen Medien ansehen, die alle keine öffentlichen Gelder oder verschwindend geringe Beiträge erhalten, hat das eine Breite erreicht, auf die wir stolz sein können. Aus dem Kreis von unzensuriert ist eine Medien-Landschaft entstanden, die das Wort „Medienvielfalt“ erst rechtfertigt.

Sie haben heute keine Funktion mehr bei “unzensuriert”?

Nein, ich habe mich schon in den Jahren 2012 / 2013 schrittweise zurückgezogen. Den Start habe ich noch durch finanzielles und ideelles Engagement maßgeblich mitbetrieben. Das Medium wurde aber sehr bald selbständig. Heute ist das eine ganz normal zusammengesetzte Zeitung wie andere auch und selbst lebensfähig. Das freut mich umso mehr, weil es ein Erfolg ist. Die meisten Medienprojekte der vergangenen Jahre, die gestartet worden sind, sind nach wenigen Jahren wieder von der Bildfläche verschwunden – und das ist bei unzensuriert nicht der Fall.

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