In den 1960er-Jahren war den Stadtverantwortlichen klar, dass Hochhäuser am Heumarkt in Wien das Stadtbild verschandeln. Heute ignoriert das die SPÖ.

25. Jänner 2024 / 16:52 Uhr

Rote Stadtregierung missachtet die eigenen seinerzeitigen Vorgaben

Der Tag rückt näher, wenn die UNESCO über den Welterbe-Status für die Wiener Innenstadt entscheiden will. Seit 2017 steht die Altstadt auf der „Roten Liste“ des gefährdeten Welterbes, und im Frühjahr wird darüber wieder verhandelt.

Viel Kritik von UNESCO und Bürgern

Dies deshalb, weil die Stadtregierung unter SPÖ-Bürgermeistern ein Hochhaus am Heumarkt, am Tor zur Innenstadt, gewidmet hat, das das Stadtbild empfindlich beeinträchtigt. Ursprünglich war ein 73 Meter hoher Turm vorgesehen, gegen den nicht nur die UNESCO, sondern auch viele Bürger Sturm liefen.

Die rote Stadtführung änderte daraufhin die Pläne; jetzt gibt es keinen Turm mehr, sondern eine 56,5 Meter hohe „Wohnscheibe“ und einen Neubau des Hotel Intercontinental mit 47,85 Metern Höhe.

Wohnscheibe mit fast 50 Meter Höhe

Doch das ist auch nicht klar. Denn eine Sprecherin von Landtagspräsident Ernst Woller (SPÖ) sagte gegenüber der APA, dass die Wohnscheibe nur 49,9 Meter hoch werden solle – was immer noch fast zwölf Meter höher als das jetzige hässliche Hotel Intercontinental ist.

Während sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zuversichtlich zeigt, dass die UNESCO Wien den Welterbe-Status belassen werde, sieht das die Bürgerinitiative „Stadtbildschutz“ anders. Allein die Tatsache, dass die Welterbe-Verträglichkeitsprüfung, die sogenannte Heritage Impact Assessment, für die Projektvariante „Heumarkt neu reduziert“ erstellt, aber nicht veröffentlicht wurde, ist eigenartig.

Eigene Empfehlungen missachtet

Obmann Herbert Rasinger erinnert, dass es im Jahre 1964 die Stadt Wien selbst war, die damals dem Hotel Intercontinental die maximale Gebäudehöhe von 38 Metern vorgeschrieben hatte, und zwar wegen der „städtebaulichen Folgen“. Einerseits würde bei einer größeren Gebäudehöhe der legendäre “Canaletto-Blick” vom Schloss Belvedere auf die Innere Stadt verloren gehen, anderseits würde ein höherer Baukörper die Durchlüftung im benachbarten Stadtpark verhindern und die Schädigung des Baumbestandes nach sich ziehen.

Hat sich in den letzten 60 Jahren vielleicht etwas an der Topografie Wiens geändert, dass die seinerzeitigen Bedenken heute nicht mehr relevant sind?

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