Der öffentliche Druck auf die Politiker, sich für die Freilassung der beiden Österreicher einzusetzen, die im Iran und Afghanistan verschleppt und als politische Geiseln in Guantanamo ähnlichen Gefängnissen festgehalten werden, wird immer größer.
Bei einer Mahnwache am 23. November auf dem Ballhausplatz gelang es den Angehörigen von Herbert Fritz (84) und Christian Weber (27), Bundespräsident Alexander Van der Bellen „Bittbriefe“ zu übergeben. Gestern, Montag, gab es die zweite Mahnwache vor dem Außenministerium – und wieder wurden „Bittbriefe“ überreicht, und zwar an einen Mitarbeiter von ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg.
Die Tochter von Herbert Fritz, Sigrid K., und die Mutter von Christian Weber, Christine Weber, mit den “Bittbriefen” für das Außenministerium.
Forderung nach politischen Verhandlungen mit den Regimen
Die Töchter und der Bruder von Herbert Fritz sowie die Mutter von Christian Weber fordern in den Briefen an Schallenberg, dass die Bemühungen zur Freilassung der völlig unschuldig im Gefängnis sitzenden Österreicher über die konsularischen Schritte hinausgehen und endlich politische Verhandlungen in Angriff genommen werden. Wie berichtet, geriet Christian Weber in die Fänge des Mullah-Regimes, nachdem er aus Liebeskummer von zuhause wegelaufen und mit seinem Auto nach Indien unterwegs war. Ihm wurde nach der Verhaftung wenige Kilometer nach der iranischen Grenze Spionage vorgeworfen – seit mehr als eineinhalb Jahren wartet er auf die von örtlichen Behörden schon oft versprochene Freilassung.
Herbert Fritz in akuter Lebensgefahr
Besonders für den 84-jährigen Herbert Fritz drängt die Zeit. Er ist – wie der Brite Kevin Cornwell, der gemeinsam mit Herbert Fritz in Kabul in Haft gesessen und durch öffentlichen Druck seiner Frau freigekommen war, auf der Petitionsseite „Freiheit für Herbert Fritz“ schreibt – in akuter Lebensgefahr. Fritz, der am 19. Mai von Schergen des Taliban-Regimes entführt und in ein Geheimdienst-Gefängnis verschleppt wurde, sei kein gesunder Mann, ihm würden Medikamente und medizinische Versorgung fehlen. Wörtlich schreibt Cornwell:
Er hat keinen Zugang zu Wasch- und Toilettenanlagen, wenn er sie benötigt, und darf nicht mehr als 20 Minuten im Monat, in Handschellen und mit einer Kapuze, ins Sonnenlicht gehen…Da Herbert keine Hörgeräte hat, fällt es ihm schwer zu verstehen, was die Wachen von ihm erwarten, was dazu führt, dass die Wachen abrupt mit ihm umgehen und oft schreien. Das Essen ist sehr einfach und besteht hauptsächlich aus Ziegenfleisch und/oder Fett mit Öl und Brot…Sobald die Wachen von einem kranken Häftling benachrichtigt werden, dauert es normalerweise etwa drei bis fünf Tage, bis sie den lokalen Haftkommandanten oder den Arzt informieren. Infektionen im Magen- und Harnbereich sind typisch aufgrund mangelnder Infektionskontrolle und schlechter Lebensmittelstandards. In die Zelle, in der Herbert lebt, fällt kein natürliches Licht. Die Häftlinge benutzen einen Standventilator, um die abgestandene Luft in der Zelle zu zirkulieren…
Kein Verbrechen begangen
Er fürchte um das Leben von Herbert, so Cornwell weiter. Herbert habe kein anderes Verbrechen begangen, als Informationen für sein neues Buch über das Land sammeln zu wollen. Im Zuge dessen wurde ihm ein Foto mit dem Oppositionsführer in Afghanistan, das im Bruno-Kreisky-Forum in Wien aufgenommen wurde und das auf seinem Mobiltelefon gespeichert ist, zum Verhängnis. Unzensuriert berichtete.
Familien-Angehörige und Freunde von Christian Weber bei der Mahnwache auf dem Minoritenplatz.
Petitionen zur Freilassung unterschreiben
Unter dem Link https://www.openpetition.eu/at/petition/online/freiheit-fuer-herbert-fritz können Sie für die Freilassung von Herbert Fitz unterschreiben.
Und unter diesem Link https://www.openpetition.eu/at/petition/online/befreiung-fuer-christian-weber für die Freilassung von Christian Weber.