Der schwarzafrikanische Staat Nigeria gilt als Versuchskaninchen für die Abschaffung des Bargelds und Einführung von digitalem Geld. Mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde der eNaira im Oktober 2021 auf Betreiben des in den USA geschulten Notenbankchefs Godwin Emefiele eingeführt.
Wunsch vom Währungsfonds
Doch die Bevölkerung war skeptisch. So gut wie niemand wollte mit dem eNaira bezahlen.
Im Dezember erklärte die Notenbank des bevölkerungsreichsten Landes von Afrika deshalb alte Geldscheine für ungültig. Gleichzeitig wurden die Banken angewiesen, ab Jänner die Ausgabe von Bargeld drastisch einzuschränken, um die Bürger vom digitalen Zentralbankgeld zu „überzeugen“. Sollten die Banken mehr Bargeld als erlaubt ausgeben, drohten Strafzahlung von fünf Prozent des zu viel ausgegebenen Betrags. Und die Banken gehorchten und gaben kaum noch Bargeld aus.
Großes Misstrauen der Bevölkerung
Doch im März musste Emefiele zurückrudern. Gerichtsurteile und heftige Proteste zwangen die Notenbank zur Herausgabe von mehr Bargeld. Das Gericht urteilte:
Die Umsetzung der Richtlinie hat allen Personen und den Klägern den Zugang zu einem wesentlichen Teil ihrer Bankguthaben verwehrt und sie damit gewaltsam und rechtswidrig ihrer Eigentumsrechte beraubt.
Katastrophale Folgen
Auswirkungen hatte diese Geldverknappung in allen Bereiche des Lebens, vom Einkaufen bis zum Gesundheitswesen mit seinen Gesundheitsdienstleistungen, die in Nigeria privat bezahlt werden müssen, aber dann nicht mehr bezahlt werden konnten.
Der nigerianische Juristenverband zeigte die Folgen auf:
Nigerianer starben, Eigentum wurde zerstört und ging verloren; in vielen Häusern herrscht Hunger, weil die Menschen nicht in der Lage sind, ihre hart verdienten Gelder, die sie bei den Banken eingezahlt haben, zu verwenden, weil die Politik offensichtlich zu eigenmächtig ist.
Etappensieg für Bargelderhaltung
Doch jetzt wurde Emefiele abgesetzt und vom Geheimdienst verhaftet. Seine Rolle bei der Finanzreform, also der Bargeldbeschränkung, soll laut einer Regierungserklärung geklärt werden. Offensichtlich will die Regierung des neuen Präsidenten Bola Tinubu nicht länger als Versuchskaninchen des IWF herhalten.
Unabhängig davon arbeiten die meisten anderen Währungshüter an ähnlichen Projekten. So hat die Europäische Zentralbank vor einigen Tagen in ihrem aktuellen Bericht kund getan, dass der Prototyp eines digitalen Euro, der das Bargeld ergänzen soll, erfolgreich getestet wurde.