In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince ist es zu einem extremen Fall von Selbstjustiz gekommen. 13 mutmaßliche Mitglieder einer kriminellen Mafia-Bande wurden von einem wütenden Mob aus dem Polizeigewahrsam entrissen und anschließend öffentlich auf einem Platz verbrannt.
Autoreifen mit Benzin übergossen und angezündet
Zuvor hatte die Polizei die mutmaßlichen Bandenmitglieder festgenommen. Die Festnahme und die möglichen juristischen Konsequenzen gingen den Einwohnern der Stadt wohl nicht weit genug. Sie griffen die Polizei an und zogen die festgenommenen Männer an sich. Wie Unser Mitteleuropa berichtet, erschlugen sie die Männer zunächst. Anschließend legten sie die Männer, unklar, ob bewusstlos oder tot, auf einen öffentlichen Platz und bewarfen diese mit einem großen Haufen Autoreifen, die sie zuvor mit Benzin übergossen hatten. Schließlich zündeten sie die Reifen an, sodass die Leichen verbrannten.
Staatliche Gewalt hat wenig entgegen zu setzen
Die Szenen zeigen einmal mehr, dass man Haiti inzwischen als “failed state” (zu Deutsch: gescheiterter Staat) bezeichnen kann. Wie die US-Nachrichtenagentur AP News berichtete, wird die Hauptstadt seit dem Sturz des ehemaligen Präsidenten Jovenel Moise 2021 zum Großteil nur von kriminellen Banden kontrolliert. Da der Gewaltapparat der ehemaligen französischen Kolonie diesen Banden nur wenig entgegenzusetzen hat, greifen nun anscheinend die Bürger selbst zu grausamen Methoden, um sich zu wehren.
Für uns unvorstellbar, in Haiti normal
Dabei ist der Vorfall nicht der erste seiner Art. Erst vor wenigen Tagen wurden bereits sechs von einem Mob ermordete Leichen auf ähnliche Weise öffentlich verbrannt. Szenen, die sich nach dem Vorfall abspielten, sind auf YouTube festgehalten. Das Erschreckende ist, dass sich die Menschen auf der Straße dabei mehr schaulustig als eingeschüchtert verhielten. Sie durchwühlten die Sachen der Leichen, um zu prüfen, ob sie noch etwas Brauchbares finden. Was für uns unvorstellbar ist, scheint im “failed state” Haiti Normalität zu sein.