So traurig es auch sein mag. Eine unheilbare Krankheit und damit verbundene starke Schmerzen können ein Indiz dafür sein, dass Menschen ihren Lebenswillen verlieren und erlöst werden wollen. Mit der Sterbeverfügung gibt es eine Willenserklärung, mit der eine sterbewillige Person, die unheilbar krank ist, ihren dauerhaften, freien und selbstbestimmten Entschluss festhält, ihr Leben selbst zu beenden.
112 Personen holten sich „Sterbepräparat“
Das Sterbeverfügungsgesetz wurde im Dezember 2021 beschlossen und ist seit Jänner letzten Jahres in Kraft. Personen können, wenn sie eine solche Verfügung einmal in der Hand haben, in einer Apotheke ein Präparat bestellen, das zum Tode führt. Im Zeitraum Juni 2022 bis Februar 2023 gab es 69 Menschen in Österreich, die in Sachen Sterbeverfügung ein Aufklärungsgespräch in Anspruch nahmen.
Im gleichen Zeitraum gab es 136 Menschen, die auch eine Sterbeverfügung ausgestellt bekamen. Zur Veranschaulichung: 16 Personen wurden im Juni 2022 gezählt. Im Oktober 2022 warten es 81. Die Zahl nimmt logischerweise zu, da nicht gefragt wurde, wie viele dieser Personen seither verstarben oder die Verfügung zurückgezogen haben. Jedenfalls haben 112 in einer Apotheke ein letales Präparat abgeholt. Zehn von ihnen haben dieses aber wieder in die Apotheke zurückgebracht, so die parlamentarische Beantwortung einer Anfrage der NEOS.
2021 starben fast 1.100 durch Selbstmord
Es gibt allerdings Menschen, die auch ohne Sterbeverfügung ihrem Leben ein Ende setzen. In der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der freiheitlichen Seniorensprecherin Rosa Ecker verweist Ministerin Susanne Raab auf jährliche Berichte des Sozialministeriums mit dem Titel „Suizid und Suizidprävention in Österreich“ und die Todesursachenerhebung der Statistik Austria. Im Bericht 2022 heißt es, dass im Jahr 2021 in Österreich 1.099 Personen durch Selbstmord starben. Das sind mehr als dreimal so viele wie im Straßenverkehr. Im Jahr 2020 starben 1.072 durch einen Suizid, wie der Bericht 2021 dokumentiert.
Vermutlich mindestens 11.000 Selbstmordversuche jährlich
Die Anzahl der Suizidversuche ist weitaus höher. Im März 2021 gab der damalige Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) den freiheitlichen Politikern Dagmar Belakowitsch und Peter Wurm in Sachen Selbstmordversuchen folgendes bekannt:
Demnach kann in Österreich von etwa 11.000 bis 33.000 Suizidversuchen pro Jahr ausgegangen werden. Vergiftungen stellen dabei etwa 70 bis 75 Prozent aller Suizidversuche dar Frauen unternehmen Suizidversuche häufiger als Männer.
Angefügt ist auch eine Beilage, die mehrere Listen in Sachen Selbstmord im Zeitraum 2016 bis 2019 anführt. Offenbar erfolgte eine Einteilung nach Bundesländern, wobei aber nicht erwähnt wird, auf welches Bundesland sich jeweils die Daten beziehen.