Die Freiheitlichen in Graz werfen Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) fehlende Sensibilität beim Thema „Kindesmissbrauch“ vor. Auf dem Kulturserver der Stadt wird nämlich Werbung für eine Ausstellung von Otto Mühl gemacht.
“Uni-Ferkelei” und autoritär geführte Kommune
Der 2013 verstorbene Mühl wurde 1991 wegen Kindesmissbrauchs und Drogenverabreichung zu sieben Jahren Haftstrafe verurteilt. Der umstrittene Künstler machte 1968 mit der grauslichen „Uni-Ferkelei“ auf sich aufmerksam und sorgte danach als Gründer der Kommune Friedrichshof im Burgenland mit allzu freier Sexualität und autoritären Strukturen für Skandale.
Fehlende Sensibilität beim Thema “Kindesmissbrauch”
Jetzt, zehn Jahre nach seinem Tod, steht Mühl neuerlich im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung in Graz, weil eine Vernissage mit seinen Werken auf dem Grazer Kulturserver angekündigt wird. Kritik daran übt vor allem FPÖ-Landtagsabgeordneter Stefan Hermann, der auch im Hinblick auf den aktuellen Fall des Burgschauspielers Florian Teichtmeister, dem der Besitz kinderpornografische Materials vorgeworfen wird, fehlende Sensibilität beim Thema Kindesmissbrauch ortet.
Kein Hinweis auf furchtbare Taten
Inakzeptabel sei für Hermann vor allem, dass auf der Kultur-Webseite der Stadt Graz ein Kontextualisierungs-Text zu Mühl mit Hinweisen auf dessen Straftaten fehlt. In einer Aussendung sagt der FPÖ-Politiker:
Es ist nicht hinzunehmen, dass eine Ausstellung mit Werken von Otto Mühl vom Kulturamt der Stadt Graz unreflektiert beworben wird. Während die Büste des unbescholtenen Arztes und Heimatdichters Hans Kloepfer mit einer Kontextualisierungstafel ausgestattet wird und man hier keinesfalls die Person von seinem – in diesem Fall großartigen – Werk trennen möchte, wirbt man für den verurteilten Kinderschänder Otto Mühl ohne jeglichen Hinweis auf dessen furchtbare Taten.
Zusatztext bei Büste von Mundartdichter
Dem 1944 verstorbenen Mundartdichter Kloepfer wurde Stimmungsmache für den Anschluss Österreichs an Deutschland und Propaganda für den NS-Staat vorgeworfen. Historiker bestätigten aber, dass sich der steirische Dichter in seinen Werken nie antisemitisch geäußert habe. Während also bei Kloepfer ein Zusatztext über sein Engagement für den Anschluss angebracht werden musste, wird die Vernissage mit Werken des verurteilten Sexualstraftäters Otto Mühl, der im Krieg übrigens Wehrmachtssoldat war, ohne zusätzliche Erklärung öffentlich beworben.
Gewalt-Phantasien gegenüber Kindern
In dieser Ausstellung mit dem Titel „Colorless Pieces – Der Reiz der Farblosigkeit“ im Grazer Palais Trauttmannsdorf sind auch Werke von Hermann Nitsch zu sehen. Wie berichtet, sorgten Texte in Nitsch’ Werk „Die Eroberung von Jerusalem“, die jetzt öffentlich wurden, für Aufregung. Der 2022 verstorbene Maler hat darin Gewalt-Phantasien gegenüber Kindern in höchst verstörender Art und Weise kundgetan.