Rund 10.000 Mitarbeiter in sechs Wiener Ordensspitälern haben heute, Mittwoch, am Vormittag bis 11.00 Uhr einen Warnstreik durchgeführt. Sie demonstrierten damit gegen die schlechte Bezahlung und die Weigerung der Spitäler, bei den aktuellen Sonder-Kollektivvertrags-Verhandlungen zumindest die Inflation abzugelten, wie auch der ORF berichtet. Ärztekammer und Gewerkschaft fordern ein Gehalts-Plus von 500 Euro brutto als Teuerungsausgleich.
Statt Teuerungsausgleich nur Einmalzahlung
Die Arbeitgeber hingegen haben eine sozial gestaffelte Einmalzahlung von bis zu 1.000 Euro netto und das Vorziehen der nächsten Kollektivvertrags-Periode um zwei Monate angeboten. In der Praxis würde das für das Gros der Mitarbeiter eine einmalige Zahlung zwischen 400 und 700 Euro betragen, die nächsten Kollektivvertrags-Verhandlungen würden vom 1. März 2023 auf 1. Jänner vorgezogen werden.
Verantwortliche spielen Ball weiter
Primar Manfred Greher, Sprecher der Wiener Ordensspitäler, betonte diesbezüglich, dass man gemeinnützig und steuergeldfinanziert und daher von der finanziellen Vereinbarung mit der Stadt Wien abhängig sei, die gerade parallel verhandelt werde und daher noch nicht abgeschlossen sei. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) versucht wiederum, den Ball an den Bund und die Sozialversicherungen weiterzuspielen und fordert entsprechende Finanzausgleichsverhandlungen.
Vincenz-Gruppe soll gute Gewinne teilen
Seitens der Wiener Ärztekammer zeigt man wenig Verständnis für diese Argumentation. Die Häuser der Vincenz-Gruppe hätten in den vergangenen Jahren gute Gewinne gemacht. Es sei also nur fair, wenn die Mitarbeiter einen Teil davon erhalten würden, erklärte Wiens Ärztekammer-Vizepräsident Stefan Ferenci.
Ärztekammer-Präsident ruft zu Streik-Solidarität auf
Sein Kollege und Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart fährt noch schwereres Geschütz auf und fordert auch die Mitarbeiter aller anderen Spitäler auf, sich mit den Streikenden in den Ordenshäusern solidarisch zu zeigen. In einer Aussendung der Ärztekammer heißt es wörtlich:
Trotz massiver Inflation sind die Arbeitgeber nicht bereit, der Forderung nach einem außerordentlichen Teuerungsausgleich nachzukommen. Für die kommenden ordentlichen Kollektivvertragsverhandlungen gibt es nicht einmal die Zusage, die Inflation abzugelten. Beides ist inakzeptabel!
Die Kurie angestellte Ärzte kämpft gemeinsam mit der Gewerkschaft vida für ordentliche Gehaltserhöhungen für die Ärzte und alle anderen Beschäftigten in den Ordensspitälern.
Gerüchten zufolge übt die Stadt Wien massiven Druck auf die Geschäftsführungen der Ordensspitäler aus, keinesfalls ordentlichen Gehaltserhöhungen (Inflation plus Ausgleich für die massive Belastung während der letzten Jahre) zuzustimmen. Die Angst scheint groß zu sein, dass die Stadt dann auch im WIGEV mit echten Gehaltssteigerungen „nachziehen“ müsste.
Geschätzte Kollegin, geschätzter Kollege, wir ersuchen Sie, sich – auch in Ihrem eigenen Interesse – mit den streikenden Kollegen in den Ordensspitälern solidarisch zu zeigen.
Diskutieren Sie gemeinsam mit den Kollegen in Ihrem Haus über den Streik. Schicken Sie eine Grußbotschaft an die Streikenden unter [email protected].
Und zu guter Letzt: Kommunizieren Sie Ihrer Personalvertretung, was Ihre persönliche Erwartung bezüglich Inflation und Ausgleich für die COVID-Mehrbelastung ist! Es liegt an uns, zusammenzuhalten, uns nicht spalten zu lassen und dadurch erfolgreich zu sein.
Nicht die erste Kritik der Ärzte an Stadtrat Hacker
Es ist nicht die erste Kampfansage der Wiener Ärztekammer gegen den Umgang der Stadt Wien mit ihrem Gesundheitspersonal. Erst vor zwei Wochen gab es massive Kritik an Gesundheitsstadtrat Hacker wegen dessen Umgang mit Gefährdungsmeldungen durch Ärzte in Spitälern – unzensuriert berichtete.