Abgeordnete der ÖVP haben vor Beginn der neuen Tagung des Parlaments eine Wallfahrt zur Basilika auf dem Sonntagberg im niederösterreichischen Mostviertel unternommen. Begleitet wurden sie dabei vom Generalsekretär der österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka. Der revanchierte sich für einen despektierlichen Chat zwischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und dem ehemaligen ÖBAG-Chef Thomas Schmid und stellte die Politiker in seiner Predigt bloß.
Erst rot, dann blass, dann zittrig
Schmid, damals als Generalsekretär mächtigster Mann im Finanzministerium, wollte der Kirche im März 2019 Steuerprivilegien streichen und Förderungen kürzen. Sehr zur Freude des damaligen Kanzlers, der ihn aufforderte, in dem Gespräch mit Schipka „Vollgas“ zu geben. Dies gelang dem mittlerweile gefallenen Mastermind der Kurz-Truppe offenbar gut, berichtete er dem Kanzler danach doch stolz via SMS:
Er war zunächst rot dann blass dann zittrig Er bot mir Schnaps an den ich in der Fastenzeit ablehnte weil Fastenzeit Waren aber freundlich und sachlich.
Erneut bedankte sich Kurz „vielmals“.
Verhaltens-Appell an „christliche Politiker“
Mehr als drei Jahre später nahm Schipka nun genüsslich Revanche für die erlittene Schmähung. Wie die katholische Presseagentur kathpress berichtet, ging er in seiner Predigt auch „auf die heikle Frage nach dem ‚ausgewogenen Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit‘ ein“. Man solle zwar nicht das gesamte Privatleben öffentlicher Personen an die Öffentlichkeit zerren, jedoch seien christliche Politiker dazu angehalten, sich auch in vertraulichen Gesprächen und Verhandlungen so zu verhalten, dass dies einer Bewertung durch andere standhalte.
Wie rede ich über andere, vielleicht sogar über Parteifreunde? Wie sehen Kompromisse aus, die ich aushandle: sind es faule Deals zu meinem persönlichen Vorteil oder ein verantwortungsvolles, sachbezogenes Aufeinander-Zugehen? Welche Methoden wende ich an, um zu meinen politischen Zielen zu gelangen: würden sie einer Bewertung durch andere standhalten oder bin ich mir dabei immer selbst der Nächste?
45 ÖVP-Mandatare aus Nationalrat und Bundesrat nahmen an der Wallfahrt teil, unter ihnen Klubobmann August Wöginger.