Dass das Vertrauen der Bevölkerung in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF nur noch gering ist, ist bekannt. Aber dass die eigenen ORF-Mitarbeiter lieber zur Konkurrenz gehen, ist doch noch nicht Allgemeingut.
“I schau nur mehr den Wegscheider”
Aber so ist es. So hat ORF-Innenpolitikchef Hans Bürger bei einer Podiumsdiskussion in Bregenz Anfang September, wie sogar Der Standard berichtet, frank und frei erklärt, dass auch er sich lieber bei ServusTV informiert:
Im ORF muss man einiges aushalten, wenn man im Salzkammergut unterwegs ist, gerade in Corona-Zeiten. Da sagen’s da: I schau nur mehr Wegscheider. Sag ich: Ja, eh, i a.
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Angst vor Jobverlust
ServusTV gilt im ORF als „rotes Tuch“ oder besser als rot-weiß-rotes Tuch, denn ServusTV hebt sich wohltuend vom „Rotfunk“ ORF (Zitat Bürger) ab. Der Innenpolitikchef selbst ist „nie mit allem einverstanden, was im ORF passiert.“ Aber um seinen „Job“ nicht zu verlieren, werde er hier, bei der Podiumsdiskussion, nicht zu viel sagen, weil er „schon noch ein paar Jahre dort arbeiten“ will.
Aber hin und wieder entkamen ihm doch einige wichtige Bekenntnisse. So über die fehlende Unabhängigkeit der Journalisten. Er sei als längstdienender Ressortleiter in seinen Analysen und Kommentaren zwar absolut frei, aber „das war’s dann aber auch schon wieder“:
In der Berichterstattung wird schon sehr, sehr viel versucht. Da brauchen wir uns überhaupt nichts vormachen.
Corona-Berichterstattung als Offenbarung
Seine „sicherlich schwierigste Zeit“ im ORF war die Corona-Zeit. So machte man ihm und seinen Kollegen schnell klar, dass „wir die Gesundheitspolitik der Bundesregierung nicht ganz groß in Frage stellen“ dürfen. Was aber nicht den ORF allein betraf. Auch alle anderen Mainstream-Medien, angefüttert mit überschäumenden Regierungsinseraten, lobpriesen die schwarz-grüne Corona-Politik. Erst der „lustige Oster-Erlass des Rudolf Anschober“ hätte die Einheitsfront bröckeln lassen.
ServusTV hatte sich nicht untergeordnet und bietet bis heute eine kritische Berichterstattung über die Corona-Politik an: Bezahlt hat es dafür mit dem Liebes- bzw. Inseratenentzug durch staatliche und staatsnahe Organisationen und Betriebe, gewonnen aber an Zusehern und Vertrauen.